Donnerstag, 31. Januar 2013
Hebräer 1,6: Anbeten oder Niederknien?
Muss ich jetzt endlich meine antitrinitarische Häresie aufgeben? Habe ich jetzt das überzeugende Argument getroffen, dass mich überzeugen kann. Es fällt mir schwer, die Spannung hier aufrecht zu erhalten und mein ernsthaftes Gesicht nicht zu verziehen, da ich gleich L. Gassmann zitieren werde. Auf Seite 144 seines Buches "Zeugen Jehovas" schreibt er:
In Offb 22,8 f. und Hebr 1, 6 wird beide Male das gleiche griechische Wort proskyneo (»anbeten«, »huldigen«) verwendet. Die Anbetung und Huldigung, welche gemäß Offb 22,8 f. allein an Gott gerichtet werden soll und welche Engel nicht annehmen dürfen, ist die gleiche Anbetung und Huldigung, welche gemäß Hebr 1,6 dem erstgeborenen Sohn durch die Engel dargebracht werden soll. [....] Also ist Jesus Christus kein Engel, sondern Gott.
Dieses Argument wird so ähnlich von vielen verwendet um zu zeigen, dass man Jesus anbeten soll, dass Jesus Gott ist und dafür, dass die NWÜ wie immer falsch übersetzt. So lesen wir auf einer evangelikalen Webseite:
Selbstverständlich ist es daher auch keine Götzenverehrung, Jesus anzubeten. Vielmehr fordert Jahweh in Hebräer 1,6 unmittelbar seine Engel auf, Jesus anzubeten. Wer meint denn, Gott würde seine Engel zur Götzenverehrung auffordern?
Häufig wird das Argument nicht bis zu Ende ausgeführt, sondern dem Leser suggeriert, dass Jesus Gott ist, so z.B. auf dieser Seite, die Zeugen Jehovas von der Dreieinigkeit überzeugen will:
Christus empfing Huldigung (Anbetung). Sowohl Engel huldigten Christus (Hebr. 1,6) als auch Menschen (Matth. 14,33), und doch soll einzig Jehova Huldigung (Anbetung) empfangen (2. Mose 34,14).
Eine andere Missionsschrift will Zeugen Jehovas mit folgendem Argument überzeugen:
Er [Jesus] ist niemand anders als der Jehova (Herr) des Alten Testaments. Diese Tatsache ist leicht zu beweisen durch ein paar Abschnitte, die mit allen anderen übereinstimmen.
...
Hebräer 1,6: „Wenn er (Gott) aber den Erstgeborenen (Jesus Christus) wieder in den Erdkreis einführt, spricht er: „Und alle Engel Gottes sollen ihn anbeten.“ Gott weist die Engel an, den Herrn Jesus anzubeten.

Auch folgende englischsprachige Seite benutzt dieses Argument:
the English word "obeisance" does not carry sufficiently the act of worship due Him because of His divine nature. Since the Jehovah's Witnesses deny that Jesus is God in flesh, they cannot have their Bible teach that Jesus was worshipped. Therefore, every single time that the word "proskuneo" is used in reference to Christ, it is translated as "obeisance" and never as worship.
...
In Hebrews 1:6, God commands that all the angels worship Jesus, not just give Him obeisance. The ASV, KJV, NASB, NIV, NKJV, and RSV all translate the verse to say "worship." Is the NWT correct and all the others wrong? Not at all. The New World Translation is simply a slanted Bible that is used to support Jehovah's Witness theology.
Und natürlich benutzt der einzelne Trinitarier dieses Argument:
Wenn Christus nicht Gott wäre, dann dürfte Er nicht angebetet werden. Die Bibel zeigt klar und deutlich, dass Gott allein angebetet werden darf und niemand sonst:

Ferner zeigt die Bibel, dass Christus angebetet wird, indem sie dasselbe Wort, welches sie im Griechischen für die Anbetung Gottes gebraucht (proskyneo), auf Christus anwendet (vgl. Matthäus 4:10 mit Hebräer 1:6). Das kann nur heißen, dass Christus wahrhaftig Gott ist. Wäre Er nicht Gott, dann wäre es unmöglich, dass wir aufgefordert werden, Ihn anzubeten. Wenn die Bibel selbst das so ausdrückt – dass Er angebetet wird oder Gott genannt wird (siehe z. B. 1. Johannes 5:20) –, welche Schwierigkeit haben wir dann zu sagen, dass Christus wahrhaftiger Gott ist?
Allen diesen Varianten eines Grundargumentes ist gemeinsam, dass sie die Wort προσκυνέω als Grundlage benutzen. Das Argument lautet im Kern wie folgt: προσκυνέω bezeichnet eine Handlung, die man als Christ nur Gott gegenüber vollführen darf. Die Bibel benutzt das gleiche Wort aber für Handlungen, die vor Jesus Christus durchgeführt werden. Und damit muss Jesus Gott sein. Theologen benutzen hier den schönen Ausdruck "Proskynese" um die Handlung zu benennen ohne konkret sagen zu müssen, was sie genau meinen.

Dieses Argument hat den Vorteil, dass es, so wie ich es hier zusammenfasse, keine logischen Fehler enthält. Wenn man die Prämissen akzeptiert, dann ist die Schlussfolgerung naheliegend. Das ist zwar unüblich bei einem Argument, das Zeugen Jehovas kritisiert, aber was soll man tun? Natürlich Folgendes:

Ich muss mir die Prämissen selber anschauen: Sind sie korrekt? Die zweite Prämisse ist offensichtlich korrekt. Hebräer 1,6 (und jede Menge andere Texte) verwenden das Wort προσκυνέω für eine Handlung, die vor Jesus ausgeführt wird. Damit bleibt mir als letzte Chance nur noch die Aussage, dass προσκυνέω eine Handlung ("Anbetung") beschreibt, die nur vor Gott ausgeführt werden darf. Stimmt das?

προσκυνέω in der Fachliteratur

Normalerweise würde ich an dieser Stelle (großkotzig!) ein wissenschaftliches Wörterbuch oder ähnliches Werk aufschlagen und darauf hinweisen, dass ernst zu nehmende Wissenschaftler das ganz anders sehen. In diesem Fall habe ich das Exegetische Wörterbuch zum Neuen Testament (Band 3, S. 419ff) genommen, dass einen von J.M. Nützel verfassten Artikel zum Wort προσκυνέω enthält. Das Aufschlagen hat auch noch funktioniert, aber was ich dann gelesen habe, war nicht wirklich hilfreich. Nicht, dass ich da lesen muss, dass Jesus Gott ist oder etwas ähnliches; dort steht im Gegenteil:
Dabei wird der erhöhte Herr [Jesus] nicht einfach gleichrangig mit Gott gesehen1...
Andererseits heißt es zu Hebräer 1,6:
Die Huldigung der Engel erweist ihm [Jesus] göttliche Ehre.
Und damit steht da genau, was ich nicht brauchen kann für mein Argument. Allerdings finde ich in dem Artikel so viele sachliche Fehler und Unlogik in der Argumentation, dass ich hier nicht einfach die wissenschaftliche Fachmeinung als Ausgangspunkt nehmen kann. Ich muss also im Urschleim anfangen und erst einmal die korrekten Aussagen aus dem Wörterbuchartikel herausklauben. Diese lauten:
...im außer-bibl. Sprachgebrauch [reicht] die Bedeutung von προσκυνέω von Anbetung bis zu bloßer Wertschätzung...

Der Gebrauch von προσκυνέω im NT basiert auf dem des AT...
Das ist zwar ein bisschen wenig für einen Artikel, der über rund vier Spalten geht, aber damit können wir zumindest etwas anfangen. Die erste Nuance, die einige Trinitarier gerne übersehen: προσκυνέω bedeutet nicht einfach "anbeten". Stattdessen deckt das Wort ein Bedeutungsspektrum ab, an dessen einem Ende die Anbetung von Gott steht. Am anderen Ende steht eine Geste der Wertschätzung und dazwischen stehen verschiedene Grade von Ehrerbietung und Unterwerfungsgesten, die alle mit dem gleichen griechischen Wort beschrieben werden können. Einige Kritiker von Zeugen Jehovas wissen das anscheinend; so gibt Gassmann die Wortbedeutung von προσκυνέω mit »anbeten«, »huldigen« an. Andere tun aber einfach so, dass προσκυνέω immer und ausschließlich "anbeten" bedeutet. Das ist eindeutig falsch, wie wir gleich an Beispielen sehen, wenn wir den zweiten korrekten Punkt betrachten: Die Benutzung des Wortes προσκυνέω in der Septuaginta, der griechischen Übersetzung des AT.

προσκυνέω in der Septuaginta

In der Septuaginta wird προσκυνέω natürlich für die Anbetung Gottes benutzt. Ein Beispiel von vielen ist 2.Mose 24,1, wo προσκυνέω benutzt wird, um die Anbetung von Jehova durch die Israeliten zu beschreiben. Andererseits wird das Wort auch für die Anbetung von Götzen benutzt, so z.B. in 2.Könige 21,3.

Allerdings gibt es noch eine ganze Reihe von Stellen, wo προσκυνέω benutzt wird, um eindeutig etwas anderes zu beschreiben. So finden wir das Wort an Stellen, wo es die Unterwerfungsgeste beschreibt, mit der man sich an den König oder andere Regierungsmitglieder wandte, wie folgende Beispiele belegen:
1.Mose 42,6: Als nun die Brüder Josefs kamen, beugten sie sich vor ihm nieder, mit dem Gesicht zur Erde.2

1.Mose 43,26: Als Josef nach Hause kam, da brachten sie ihm das Geschenk, das in ihrer Hand war, ins Haus und warfen sich vor ihm zur Erde nieder.

2.Samuel 14,4: Und die Frau aus Tekoa kam zum König. Und sie fiel auf ihr Gesicht zur Erde und warf sich nieder und sagte: Hilf, König!

2.Samuel 14,22: Da fiel Joab auf sein Angesicht zur Erde und warf sich nieder und segnete den König.

2.Samuel 14,33: Und er rief Absalom. Der kam zum König und warf sich vor ihm nieder und fiel auf sein Angesicht zur Erde nieder vor dem König, und der König küsste Absalom.

2.Samuel 16,4: Ziba sagte: Ich beuge mich nieder. Möge ich Gunst finden in deinen Augen, mein Herr und König!

2.Samuel 18,28: Und Ahimaaz rief und sagte zum König: Friede! Und er warf sich vor dem König auf sein Gesicht zur Erde nieder.

2.Samuel 24,20: Da ging Arauna hinaus und warf sich vor dem König nieder, mit seinem Gesicht zur Erde.

1.Könige 1,16: Und Batseba verneigte sich und fiel vor dem König nieder.

1.Könige 1,23: Der Prophet Nathan ist da! Und er kam herein vor den König und warf sich vor dem König auf sein Angesicht zur Erde nieder.

1.Könige 1,31: Da verneigte sich Batseba mit dem Gesicht zur Erde und warf sich vor dem König nieder

1.Könige 1,53: und er kam und warf sich vor dem König Salomo nieder.
An jeder dieser Stellen verwendet die Septuaginta das Wort προσκυνέω; und natürlich kommt niemand auf die Idee, dass dieses Wort hier eine Anbetung beschreibt.

Das gleiche Wort wird in der Septuaginta auch benutzt, um eine Geste der Wertschätzung gegenüber Verwandten und engen Freunden zu bezeichnen.
Jakob und Esau:
1.Mose 33,3.6.7: Er selbst aber ging vor ihnen her und warf sich siebenmal zur Erde nieder, bis er nahe an seinen Bruder herangekommen war. ... Da traten die Mägde heran, sie und ihre Kinder, und verneigten sich. Und auch Lea trat heran und ihre Kinder, und sie verneigten sich. Und danach traten Josef und Rahel heran und verneigten sich.

Moses und Jethro:
2.Mose 18,7: Da ging Mose hinaus, seinem Schwiegervater entgegen, verneigte sich und küsste ihn, und sie fragten einer den andern nach ihrem Wohlergehen und gingen ins Zelt.

David und Jonathan:
1.Samuel 20,41: Als der Junge weggegangen war, stand David hinter dem Steinhaufen auf und fiel auf sein Gesicht zur Erde und beugte sich dreimal nieder. Und sie küssten einander und weinten miteinander, David aber am allermeisten.
προσκυνέω wird außerdem Verwendet, wenn Abraham sich vor einheimischen Kanaanäern verbeugt, als er einen Platz für eine eigene Begräbnisstätte erbittet:
1.Mose 23,7.12: Da erhob sich Abraham und verneigte sich vor dem Volk des Landes, vor den Söhnen Het. ... Da verneigte sich Abraham vor dem Volk des Landes;
Auch gegenüber Engeln wird dieses Word benutzt, um eine Geste der Ehrerbietung zu beschreiben:
1.Mose 19,1: Und die beiden Engel kamen am Abend nach Sodom, als Lot gerade im Tor von Sodom saß. Und als Lot sie sah, stand er auf, ging ihnen entgegen und verneigte sich mit dem Gesicht zur Erde;

4.Mose 22,31: Da enthüllte der HERR die Augen Bileams, und er sah den Engel des HERRN mit seinem gezückten Schwert in seiner Hand auf dem Weg stehen; und er neigte sich und fiel nieder auf sein Angesicht.
Folgendes Schmankerl habe ich mir zum Schluss aufgehoben: In der Septuaginta wird προσκυνέω auch benutzt, um eine Geste der Ehrerbietung vor einem Propheten Jehovas zu beschreiben:
2.Könige 2,15: Als nun die Söhne der Propheten, die gegenüber in Jericho waren, ihn sahen, sagten sie: Der Geist des Elia ruht auf Elisa! Und sie kamen ihm entgegen und warfen sich vor ihm zur Erde nieder.

2.Könige 4,37: Da kam sie und fiel ihm [Elisa] zu Füßen und warf sich zur Erde nieder. Und sie nahm ihren Sohn und ging hinaus.

Daniel 2,46: Da fiel der König Nebukadnezar auf sein Angesicht und warf sich vor Daniel nieder.
Was ist daran so bemerkenswert? Bei diesen drei Gelegenheiten wurde προσκυνέω in einem religiösen Kontext verwendet. Aber niemand kommt auf die Idee, dass die genannten Propheten deswegen Gott sein müssten3 oder angebetet wurden. Vielmehr ist jedem Leser klar, was auch die Übersetzer der Septuaginta wussten, dass die Propheten Gottes Beauftragte waren, und man ihnen aufgrund dieser Stellung eine Geste der Ehrerbietung erwies.

Ein wichtiger Punkt hierbei: Die mit προσκυνέω beschriebene Geste der Ehrerbietung wird immer von dem geleistet, der in der sozialen Rangfolge tiefer steht. Der höher stehende ist der Empfänger der Geste. Dass die Geste Anbetung einschließt, kann man nur daran erkennen, dass der Kontext ausdrückt, dass der Höherstehende als Gott angesehen wird. Wenn es diesen Hinweis nicht gibt, dann handelt es sich auch Propheten und Engeln gegenüber um eine Geste der Ehrerbietung und nicht der Anbetung.

Damit sehen wir dass auch die Septuaginta für προσκυνέω den gleichen Bedeutungsbereich abdeckt, wie er nach dem Wörterbuch im außerbiblischen Bereich verwendet wird: Von einer Geste der Wertschätzung bis zur Anbetung kommt alles vor.

Und das führt zu einer ersten wichtigen Erkenntnis: Das Wort προσκυνέω an sich bezeichnet nicht Anbetung. Theoretisch könnte man das Wort überall mit "niederfallen vor" oder "huldigen" übersetzen. Und dann würde an einigen Stellen halt stehen, dass jemand vor Gott (oder vor einem Götzen) niederfällt und ihm huldigt.

Allerdings entspricht es der Tradition deutscher Bibelübersetzungen, in den Fällen, wo προσκυνέω sich auf Gott oder Götzenbilder bezieht, das Wort mit "anbeten" zu übersetzen. Auch das wäre an sich nicht schlimm, denn wenn jemand in der Bibel vor Gott niederfällt und ihm huldigt, dann deshalb, weil er ihn anbetet. Damit ist für diesem Fall die Anbetung implizit in der Wortbedeutung enthalten.

Ein Problem entsteht aber nun, wenn man versuchen will, die Bedeutung "anbeten" auch auf Jesus zu übertragen. Denn um das zu tun, muss man entweder zeigen, dass "anbeten" immer zur Bedeutung von προσκυνέω gehört, oder man muss zeigen, dass Jesus als der Gott angesehen wird, der anzubeten ist oder man muss zeigen, dass in der Bibel auch andere als Gott angebetet werden können.

Um diese Frage zu beantworten, darf man sich natürlich nicht einfach das Wort προσκυνέω nehmen und ihm eine Bedeutung zuweisen. Stattdessen muss anhand des Kontextes gezeigt werden, welche Bedeutungsschattierung προσκυνέω annehmen kann bzw. man muss vorher zeigen, dass Jesus Gott ist. Damit entfällt dann aber die Möglichkeit, irgendeinen Vers mit προσκυνέω als Beweis zu nehmen, dass Jesus Gott ist oder man ihn anbeten sollte. Denn bevor man diese Aussage überhaupt erst einmal aus dem Vers herauslesen kann, muss man sie erst einmal mit einem anderen Vers beweisen. Und dann könnte man gleich προσκυνέω weglassen, da es sich um einen überflüssigen Schritt in der Beweisführung handelt.

Fehler in der Fachliteratur

Jetzt hätte ich erwartet, dass einem wissenschaftliches Werk, welches schreibt, dass die Wortbenutzung im NT auf der des AT beruht, die gleichen oder ähnliche Kategorien wie die oben genannten verwendet, um die Wortverwendung im NT zu kategorisieren. Zumindest hätte ich erwartet, dass diese Kategorien überhaupt einmal genannt werden. Überraschenderweise passiert das nicht; es werden noch nicht einmal die Kategorien genannt, die in der Septuaginta verwendet werden. Wenn Nützel ausdrücklich aufgeführt hätte, wie προσκυνέω in der Septuaginta benutzt wird, dann wäre offensichtlich, dass man alle Vorkommen im NT genau in die gleichen Kategorien einsortieren könnte, ohne dass man annehmen muss, dass die Wortbedeutung 'sich stärker auf die Anbetung konzentriert'. Statt dessen enthält der Wörterbucheintrag folgende irreführende bzw. falsche Äußerungen:
προσκυνέω steht [im Matthäusevangelium] im Sinn anbetender Verehrung.

Neu ist im NT, daß neben Gott als Adressat anbetender Proskynese nun zunächst der erhöhte Christus tritt... Mt (und Joh) deutet dann aber auch das in der Überlieferung verankerte Niederfallen vor dem irdischen Jesus als anbetende Huldigung ...
Diese unzutreffenden Behauptungen beruhen darauf, dass eine große Zahl einzelner Bibeltexte (die nicht gerade von Gott oder heidnischen Götzen handeln) nicht nach den Kategorien des AT einsortiert wurde (entgegen der Behauptung des Autors, dass die Benutzung im NT auf der des AT basiert), sondern unzutreffend an allen Stellen einfach vorausgesetzt wurde, dass es um Anbetung geht.

Dies beginnt mit Matthäus 2,2.8.11:
Wo ist der König der Juden, der geboren worden ist? Denn wir haben seinen Stern im Morgenland gesehen und sind gekommen, ihm zu huldigen.

Zieht hin und forscht genau nach dem Kind! Wenn ihr es aber gefunden habt, so berichtet es mir, damit auch ich komme und ihm huldige.

Und als sie in das Haus gekommen waren, sahen sie das Kind mit Maria, seiner Mutter, und sie fielen nieder und huldigten ihm, und sie öffneten ihre Schätze und opferten ihm Gaben: Gold und Weihrauch und Myrrhe.4
Bereits im ersten zitierten Satz steht eindeutig, dass προσκυνέω hier verwendet wird, um die Huldigung vor einem König zu beschreiben. Wenn der Autor des Artikels im EWNT seine eigene Behauptung ernst genommen hätte, dass die Wortbenutzung auf dem AT basiert, dann hätte er hier die o.g. Beispiele mit David und Salomo nehmen können, um zu zeigen, dass hier offensichtlich keine Anbetung gemeint war. Auch David und Salomo werden in der Septuaginta als Christus (=Gesalbter) bezeichnet, weil sie König waren. Und genauso wenig wie sie angebetet wurden, geschieht dies hier im Matthäusevangelium.

In Markus 15,16-20 finden wir folgende Aussage:
Die Soldaten aber führten ihn in den Hof hinein, das ist das Prätorium; und sie rufen die ganze Schar zusammen. Und sie legen ihm ein Purpurgewand an und flechten eine Dornenkrone und setzen sie ihm auf; und sie fingen an, ihn zu grüßen: Sei gegrüßt, König der Juden! Und sie schlugen ihn mit einem Rohr auf das Haupt und spien ihn an, und sie beugten die Knie und huldigten ihm. Und als sie ihn verspottet hatten, zogen sie ihm das Purpurgewand aus und zogen ihm seine Kleider an.
Die "Huldigung" Jesu durch die römischen Soldaten war eindeutig nicht als Anbetung gemeint sondern als Verspottung. Und es ist auch klar, was verspottet werden sollte: Jesu Anspruch, der Christus, der König der Juden zu sein. Das geht eindeutig aus dem zitierten Text hervor: Purpurgewand, Krone und Huldigung waren Symbole eines irdischen Herrschers. Hier wird also προσκυνέω ohne Zweifel nicht im religiösen Sinn verwendet. Und wenn man hier προσκυνέω für einen irdischen König benutzen kann, dann ist die gleiche Geste in Matthäus 2, wo sie ebenfalls gegenüber Jesus als König benutzt wird, genau so wenig Anbetung sondern Huldigung vor dem König.

In dem Wörterbuchartikel werden noch jede Menge weitere Belegstellen genannt, wo sich Menschen im Matthäus-, Johannes- oder Markus-Evangelium vor Jesus niederwerfen. Nirgendwo wird aber gezeigt, dass das Wort irgend etwas anderes beschreibt als das, was in der Septuaginta mit Propheten und Engeln gemacht wird, die als Gottes Stellvertreter auftreten und dort als solche nicht angebetet werden. Man kann diese Stellen grob in zwei Gruppen teilen: Stellen, an denen Menschen mit einer Bitte zu Jesus kommen und Stellen, wo Menschen Zeugen von Wundern Jesu werden:
Bitten:

Matthäus 8,2: Und siehe, ein Aussätziger kam heran und warf sich vor ihm nieder und sprach: Herr, wenn du willst, kannst du mich reinigen.

Matthäus 9,18: da kam ein Vorsteher herein und warf sich vor ihm nieder und sprach: Meine Tochter ist eben jetzt verschieden; aber komm und lege deine Hand auf sie, so wird sie leben.

Matthäus 15,25: Sie aber kam und warf sich vor ihm nieder und sprach: Herr, hilf mir!

Matthäus 20,20: Dann trat die Mutter der Söhne des Zebedäus mit ihren Söhnen zu ihm und warf sich nieder und wollte etwas von ihm erbitten.

Markus 5,6: Und als er Jesus von weitem sah, lief er und warf sich vor ihm nieder;

Nach einem Wunder:

Matthäus 14,33: Die aber in dem Boot waren, warfen sich vor ihm nieder und sprachen: Wahrhaftig, du bist Gottes Sohn!

Matthäus 28,9: Sie aber traten zu ihm, umfassten seine Füße und warfen sich vor ihm nieder.

Matthäus 28,17: Und als sie ihn sahen, warfen sie sich vor ihm nieder;

Johannes 9,38: Er aber sprach: Ich glaube, Herr. Und er warf sich vor ihm nieder.
In Matthäus 14,33 verneigen sich die Jünger vor Jesus nachdem er ein Wunder vollbracht hat: er beruhigte einen Sturm. Genauso verneigte sich aber die Frau vor Elisa, nachdem er ihren Sohn auferweckt hatte und ihn damit als Vertreter Gottes akzeptierte. Was die Jünger hier taten ging in keiner Weise über das hinaus, was in 2.Könige 4,37 beschrieben wird. Die Jünger akzeptierten hier endgültig und unwiderruflich Jesu Anspruch, Stellvertreter Gottes auf Erden zu sein.

In Matthäus 28 werden die Jünger Zeugen von Jesu Auferstehung und werfen sich deshalb vor ihm nieder. Wenn wir diese Begebenheiten mit 2.Könige 2,15 vergleichen, dann sehen wir, dass ihre Reaktion nicht über das hinausging, was die Prophetenschüler mit Elisa taten. Genau so wenig wie Elisa angebetet wurde, muss man annehmen, dass Jesus angebetet wurde.

Wenn man all die Stellen, an denen Menschen mit Bitten an Jesus herantreten mit 1.Mose 23 vergleicht, dann sehen wir, dass ihr Verhalten nicht über das hinausging, was Abraham tat, als er eine dringende Bitte erfüllt haben wollte. Markus 5 enthält dabei die Reaktion eines von Dämonen besessenen. Nun ist aber klar, dass ein Dämon keine religiöse Verehrung für Gott oder seinen Vertreter zeigen würde! Die Huldigung des Besessenen kann daher keine Anbetung sein.

Einen weiteren Grund dafür, dass alle diese Leute sich vor Jesus niederwarfen, finden wir in Matthäus 16,13.14, wo klar gesagt wird, dass die Öffentlichkeit Jesus für einen Propheten hielt. Wenn sich also Menschen vor Jesus niederwarfen, dann in dem Bewusstsein, vor einem Propheten Gottes zu stehen, nicht in dem Bewusstsein, Gott anzubeten.

Folgende Sätze in dem Wörterbuchartikel sind daher eine Erfindung des Autors ohne Rückhalt im Text der Bibel:
προσκυνέω drückt bei Mt die vertrauensvolle Huldigung dessen aus, der in Jesus Gott aufleuchten sieht. προσκυνέω steht im Sinn anbetender Verehrung.
...
Durch die Verwendung von προσκυνέω läßt Mt die Herrlichkeit des zur Rechten Gottes erhöhten Christus ... durchscheinen.
Hinter diesen Sätzen steht nicht der Inhalt der besprochenen Bibeltexte, denn diese lassen sich vollkommen ohne Problem in die Kategorien einsortieren, die in der Septuaginta für Menschen und Engel verwendet werden. Das einzige, was diese Aussagen rechtfertigen könnte, wäre es, wenn Jesus eindeutig als Gott bezeichnet würde. Das passiert aber nirgendwo im Matthäus-Evangelium; im Gegenteil wird er als Prophet bezeichnet. Einzig und allein die Dreieinigkeitslehre würde es möglich machen (noch nicht einmal erfordern!), dass προσκυνέω hier den Gedanken einer Anbetung mit einschließen könnte.

Schauen wir uns weiter die Fehler des Wörterbuchartikels an. Offensichtlich falsch ist folgende Aussage:
Deshalb wird [Mat] 4,9f das Ansinnen des Versuchers, Jesus solle vor ihm niederfallen und ihm huldigen, mit der Feststellung abgewehrt, dass Gott allein die Proskynese zukommt....5
Wenn wir uns den entsprechenden Text anschauen, was finden wir dort? Nicht das, was behauptet wird:
Es steht geschrieben: 'Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten[προσκυνέω] und ihm allein dienen!'
Die einzelnen Elemente dessen, was im Wörterbuch steht, sind zwar alle vorhanden: "allein" steht da, "anbeten" steht da, dass Gott etwas allein zukommt, steht da; trotzdem passt der Bibeltext nicht zur Aussage. Das Wort "allein" steht nämlich nicht wie behauptet beim Wort προσκυνέω sondern beim Wort "dienen". Mit anderen Worten: Im Gegensatz zur Behauptung im Wörterbuch steht in dem Bibeltext nicht, dass die Proskynese nur Gott zusteht; statt dessen steht da, dass (heiliger) Dienst nur Gott zusteht. Da dieser Text einen zentralen Punkt in der Argumentation stützen soll, ist es unverständlich, dass er hier falsch wiedergegeben wird. Die veränderte Version ist aber unverzichtbar, um die These des Autors zu stützen, dass Matthäus das Wort προσκυνέω für die Anbetung reserviert.

Nun kann man lange darüber herumspekulieren, wie es kommt, dass ein Wörterbuchautor eine bekannte Belegstelle falsch anführt und dann mit dem falschen Wortlaut seine Wortdefinition untermauert. Wichtiger ist allerdings die Frage, welche Folgen es hat, wenn man den Fehler korrigiert. Dann ist die von Nützel gezogene Schlussfolgerung nicht mehr haltbar, dass Matthäus das Wort προσκυνέω benutzt, um Jesu überirdische Stellung anzuzeigen. Und dann ist die weitere Schlussfolgerung (bzw. eigentlich Behauptung) nicht mehr haltbar, dass die besprochenen Belegstellen eine "anbetende Huldigung" Jesu ausdrücken.

Eine weitere Erfindung im Wörterbuchartikel finden wir hier:
[Matthäus] 18,26 sieht der Evangelist hinter dem barmherzigen König Gott selbst stehen, so dass auch dort mehr vorliegt als die Bittgeste eines Untergebenen gegenüber seinem Herrn.
Natürlich kann der Autor dieses Artikels nicht die Gedanken des Evangelisten lesen. Er weiß daher nicht, was der Evangelist hinter dem König gesehen hat (wahrscheinlich eher eine einfache Mauer oder Wolken als Gott). Was er hier bietet, ist eine Hypothese dazu, was der Evangelist gemeint haben könnte. Diese Interpretation ist aber auf keinen Fall notwendig. Denn genau so wie sich im AT Menschen vor David und Salomo nieder warfen, da sie Könige waren, so kann das auch bei dem Sklaven aus dem Gleichnis der Fall sein. Es gibt keinen Grund, der einen zwingt anzunehmen, dass mit der Geste des Sklaven mehr gemeint sein müsse als bei jedem anderen Sklaven, der sich vor seinem König verneigte. Es wäre also problemlos möglich, diesen Vers in die gleiche Kategorie wie 2.Samuel 14,4 einzuordnen. Das einzige, was die Interpretation aus dem EWNT zwingend macht, ist der Wunsch des Autors, für jede Stelle im NT eine Interpretation zu finden, die προσκυνέω mit Anbetung identifiziert. Wenn man diesen Wunsch nicht hat, verschwindet sofort jede Notwendigkeit dieser Interpretation.

Anbetung beim Weggang?

Zu Lukas 24,52 schreibt Nützel:
Was bei Lukas gegenüber dem irdischen Jesus nie geschieht, wird in Lk 24,52 vor dem in den Himmel erhobenen Herrn vollzogen: die Jünger beten ihn an.
Wenn hier statt "anbeten" "huldigen" stehen würde, hätte ich keinerlei Probleme mit dieser Aussage. Lukas verwendet an dieser Stelle bei seiner Himmelfahrt das erste Mal προσκυνέω für eine Handlung, die vor Jesus ausgeübt wird. Und dieser Text zeigt schön das grundlegende Problem bei jeder Interpretation einer Bibelstelle, wo wir προσκυνέω im Grundtext finden: Ist die beschriebene Huldigung eine Unterwerfungsgeste gegenüber einer höher gestellten Person, wie einem König, einem Propheten oder handelt es sich um einen Akt der Anbetung? Wie kann man dies anhand eines Wortes unterscheiden, dass für beides benutzt werden kann? Man kann es nicht allein anhand dieses Wortes allein entscheiden. Nützel benötigt hier daneben noch die These, dass Lukas προσκυνέω entgegen der sonstigen Wortbedeutung hier für Anbetung benutzt haben muss. Um das erfolgreich zu zeigen, müsste er entweder wissen, was Lukas beim Schreiben im Kopf hatte (unwahrscheinlich), oder er müsste zeigen können, dass Lukas προσκυνέω immer und ausschließlich für Anbetung verwendet. Dem widerspricht aber die Wortverwendung in Apostelgeschichte 10,25 durch den gleichen Autor; dort heißt es:
Als es aber geschah, dass Petrus hereinkam, ging Kornelius ihm entgegen, fiel ihm zu Füßen und huldigte ihm.
Nützel schreibt hierzu:
Als Kornelius sich vor Petrus niederwirft (10,25), wehrt es ihm der Apostel mit dem Hinweis, daß ja auch er nur ein Mensch sei.
Die Preisfrage lautet hier: Hat Kornelius rein zufällig Petrus mit Gott verwechselt und wollte ihn deshalb anbeten? Für viele Trinitarier scheint der Hinweis des Petrus: "Ich bin auch nur ein Mensch" ausreichend, um dies anzunehmen oder stillschweigend vorauszusetzten. Wenn wir aber einen Schritt weiter denken, dann sehen wir, dass es eine wesentlich naheliegendere Erklärung gibt.

Wie wir oben in den Beispielen aus 1.Mose 19,1 und 4.Mose 22,31 sehen konnten, war es angebracht, dass man sich vor Engeln verbeugte, die einem erschienen. Petrus wusste, dass Kornelius von einem Engel die Anweisung bekam, ihn zu holen. Es war also wesentlich naheliegender, dass Petrus sagen wollte: "Ich bin kein Engel sondern ein normaler Mensch; du musst mir daher nicht die Ehre erweisen, die einem Engel zukommt.", als dass er sagen wollte: "Ich bin nicht Gott, du musst mich nicht anbeten."

Hierbei ist wichtig zu wissen, dass Kornelius nach Apostelgeschichte 10,2 anscheinend bereits intensiven Kontakt mit dem Judentum hatte und zu den "Gottesfürchtigen" zählte, einer Gruppe, die den jüdischen Monotheismus und die Verehrung des einen Gottes Israels annahm, ohne aber dabei das mosaische Gesetz in allen Details zu beachten. Solch ein Mensch wäre nicht auf die Idee gekommen, jemand anderen als Gott anzubeten. Aber eine Huldigung gegenüber einem Engel wäre natürlich angebracht. Und es ist nicht glaubhaft, dass Kornelius so kurzsichtig war, dass er Petrus mit Gott verwechselte.

Daher wird das Wort προσκυνέω hier im Sinne von "huldigen eines übermenschlichen Wesens ohne Anbetung" verwendet. Das ist aber genau die Situation, die auch in Lukas 24,52 vorliegt: durch die Himmelfahrt erkannten die Jünger unmittelbar, dass Jesus ein übermenschliches Wesen ist. Ihre Huldigung musste daher nicht "Anbetung" bedeuten. Vielmehr konnte sie entsprechend der Huldigung des Kornelius einfach als Unterwerfungsgeste vor einem höheren Wesen gelten. Die These von Nützel, dass Jesus hier angebetet wurde, ist also nicht wirklich überzeugend.

Fehler bei der Behandlung der Offenbarung

Richtig seltsam ist die Behandlung der Proskynese im Bibelbuch Offenbarung. Es fängt mit folgender Falschaussage Nützels an:
In der [Offenbarung] hat der Gebrauch von προσκυνέω zwei Schwerpunkte: die Anbetung Gottes und des Lammes in himmlischer Liturgie (4,10; 5,14; 7,11; 11,16; 19,4)....
Damit wird suggeriert, dass Jesus in seiner himmlischen Stellung (das "Lamm") in der Offenbarung angebetet wird und hierfür das Wort προσκυνέω verwendet wird. Wenn wir uns aber die Belegstellen anschauen, dann finden wir keine Stelle, wo von der Proskynese des Lammes die Rede ist! Stattdessen finden wir vier Stellen, an denen die Anbetung ausdrücklich vor Gott geleistet wird und eine Stelle (5,14), wo kein Objekt genannt wird. An dieser Stelle wäre es natürlich naheliegend, die Proskynese hier wie überall anderswo in solchen Fällen üblich, auch auf die Anbetung Gottes zu beziehen. Aber selbst wenn man unbedingt (ohne zwingenden Grund) annehmen will, dass die Proskynese hier Gott und dem Lamm gelten soll, dann folgt nicht unbedingt, dass das Lamm hier angebetet wird. Wir wollen einmal die Aussage aus 1.Chronika 29,20 vergleichen:
und sie [die Israeliten] verneigten sich und warfen sich nieder [προσκυνέω in der LXX] vor dem HERRN und vor dem König.
Eine Proskynese kann neben Gott gleichzeitig auch einer anderen Person gelten, ohne dass diese Person damit neben Gott angebetet wird. Selbst wenn man also ohne besondere Grundlage annimmt, dass in Offenbarung 5,14 die Proskynese Gott und dem Lamm gleichzeitig gilt6, dann wird das Lamm damit nicht angebetet, da der Wörterbuchartikel zutreffend feststellt, dass in der Offenbarung das Lamm nicht gleichrangig mit Gott dargestellt wird. Und damit kann die Proskynese auch wie in Chronika Gott und einem anderen gelten, ohne dass damit beide angebetet werden.

Eine reine Erfindung von Nützel ist wiederum folgende Aussage:
προσκυνέω steht nur Gott und dem Lamm zu Deshalb weisen Engel die Huldigung zurück (19,10b; 23,8f).
Auch hier finden wir zwar wieder Elemente der Aussage im Bibeltext: Wirklich weisen die Engel die Huldigung des Johannes zurück. Sie geben aber dafür nicht Begründung an, die Nützel behauptet, sondern folgende:
Offenbarung 19,10: Und er spricht zu mir: Siehe zu, tu es nicht! Ich bin dein Mitknecht und der deiner Brüder, die das Zeugnis Jesu haben. Bete Gott an!

Offenbarung 23,9: Siehe zu, tu es nicht! Ich bin dein Mitknecht und der deiner Brüder, der Propheten, und derer, welche die Worte dieses Buches bewahren. Bete Gott an!
Die Engel behaupten nicht, dass eine Huldigung nur Gott und dem Lamm zusteht. Stattdessen weisen sie ausdrücklich darauf hin, dass eine Huldigung unpassend ist, weil Johannes als "Mitknecht" auf gleicher Augenhöhe mit ihnen steht. Und natürlich waren weder die Engel noch Johannes noch der Autor der Offenbarung der Meinung, dass an diesen Stellen Johannes versuchte, die Engel als Gott anzubeten; stattdessen ist es hier wieder sinnvoll, eine Unterwerfungsgeste anzunehmen. Aufgrund der Gleichrangigkeit ist aber bereits eine Unterwerfungsgeste unpassend. Im übrigen zitiert Nützel zwei Sätze weiter den Text Offenbarung 3,9, aus dem eindeutig hervorgeht, dass in der Offenbarung nicht nur Gott und dem Lamm zusteht, da dort Jesus selbst dafür sorgt, dass die Gegner einer Christengemeinde dieser Gemeinde huldigen werden.

Eine weitere offensichtliche Veränderung des Inhalts der Offenbarung finden wir in folgendem Kommentar Nützels:
vgl. [Offenbarung] 5,8, wo "die Gebete der Heiligen" dem Lamm dargebracht werden
Das Problem hierbei: in Offenbarung 5,8 werden die Gebete der Heiligen zwar erwähnt, aber sie werden niemandem dargebracht. Diese Darbringung erfolgt erst in Offenbarung 8,3.4. Und nun rate einmal, wem die Gebete dort dargebracht werden? Natürlich nicht dem Lamm, sondern Gott selbst. Wenn Nützel dann auf dieser Grundlage vermutet, dass Jesus im frühchristlichen Gottesdienst angebetet wurde, dann ist das eine Wunschvorstellung, die keinerlei Grundlage in dem von ihm zitierten Bibeltext hat.

Hebräer 1,6

Und damit komme ich (endlich) zu Hebräer 1,6. Wo liegt hier das Problem? Schauen wir uns Nützels Worte an:
Hebr 1,6 (Zit. Dtn 32,43 LXX) will die Stellung des Sohnes über allen Geschöpfen betonen. Die Huldigung der Engel erweist ihm göttliche Ehre.
Zum Vergleich lautet Hebräer 1,6:
Wenn er aber seinen Erstgeborenen wiederum in die bewohnte Erde einführt, sagt er: „Und alle Engel Gottes sollen ihm huldigen.“
Nützels erster Satz ist offensichtlich korrekt. Wir bedenken dabei natürlich, dass im biblischen Sprachgebrauch Jesu Stellung über "allen" Geschöpfen nicht notwendigerweise bedeutet, dass er selbst kein Geschöpf ist. Was ist mit der zweiten Aussage? Ich muss mir als erstes die Frage stelle: Was für eine Form der Huldigung sollen die Engel Jesus erweisen? Hier gibt es mehrere Möglichkeiten: Ich will nicht sofort ausschließen, dass sie ihn als Gott ehren könnten, wenn sie ihn denn als Gott ansehen würden. Der Ausdruck "Wenn er ihn wieder in die Erde einführt" kann sich allerdings auch darauf beziehen, dass Jesus Messias die Herrschaft über die Welt empfängt und dann würden die Engel ihn als König ehren. Es könnte auch sein, dass die Engel ihn als Stellvertreter und Abgesandten Gottes ehren sollen.

Die Möglichkeit, dass die Engel Jesus dabei "göttliche Ehre" erweisen, ist dabei aus mehreren Gründen die unwahrscheinlichste. Z.B. weisen einige darauf hin, dass in Hebräer 1,6 ein Bibeltext zitiert wird, der sich ursprünglich auf Gott selbst bezog und schlussfolgern daraus, dass Jesus in Hebräer Gott sein muss, wenn der Text auf ihn bezogen wird. Allerdings werden im unmittelbaren Kontext mehrere Texte auf Jesus angewandt, die sich ursprünglich auf Salomo und andere Könige Judas bezogen, ohne dass irgendjemand daraus den Schluss zieht, dass Jesus Salomo sei. Deswegen ist auch eine Identifizierung mit Gott aufgrund dieses Zitates allein nicht möglich.

Weiterhin sagt Hebräer 1,4 ausdrücklich, dass Jesus besser als die Engel geworden ist. Nun wird Gott niemals besser als die Engel, da er von Anfang an über ihnen gestanden hat und immer stehen wird. Allein dadurch wird Jesus im Hebräerbrief schon ganz zu Anfang als nicht göttliches Wesen charakterisiert7. Wen man also nicht annehmen will, dass der Autor des Hebräerbriefs im Vers 6 vergessen hatte, was er im Vers 4 geschrieben hatte, dann kann er nicht gemeint haben, dass die Engel Jesus "göttliche Ehre" erwiesen hatten. Es muss sich hier also um eine der anderen möglichen Formen der Huldigung handeln, die mit προσκυνέω ausgedrückt werden können.

Zusammenfassend lernen wir dem besprochenen Artikel des Exegetischen Wörterbuchs zum Neuen Testament, dass man auch der Fachliteratur gegenüber ein gesundes Maß an Skepsis besitzen sollte, da hier diverse Bibeltexte anders gelesen werden, als sie in der Bibel drin stehen und Schlussfolgerungen gezogen werden, die wesentliche (im gleichen Artikel genannte) Fakten außer Acht lassen. Wer sich unbesehen auf derartige Artikel verlässt, weil sie das Werk von "Fachleuten" sind, der kann zu vollkommen irrwitzigen Schlussfolgerungen gelangen. Mit diesem Wissen ausgerüstet können wir uns jetzt den verschiedenen Meinungen zuwenden, die zu Hebräer 1,6 bestehen.

Das zweite, was wir gelernt haben: προσκυνέω muss nicht unbedingt "anbeten" bedeuten. Jede Form von Huldigung kann damit beschrieben werden. Auch steht in der Bibel nirgendwo, dass προσκυνέω nur eine Handlung beschreibt, die man als Christ ausschließlich vor Gott darbringen kann. Stattdessen wird das Wort ausdrücklich bei mehrere Begebenheiten verwendet, wo von Menschen (außer Jesus!) die Rede ist, ohne dass hier ein Mensch angebetet wird.

Wenn wir übrigens die modernen Bibelübersetzungen mit dem vergleichen, was Nützel im Exegetischen Wörterbuch schrieb, dann sehen wir schnell, dass alle Übersetzer an den meisten Stellen seiner Meinung nicht folgen und προσκυνέω nicht mit anbeten oder sinngemäß wiedergeben, wenn es um Jesus oder andere Menschen geht. Einige Übersetzungen wie z.B. die Einheitsübersetzung benutzen "anbeten" nie als Übersetzung wenn es um Jesus geht. Die anderen benutzen meistens nicht das Wort "anbeten", machen aber (ohne sinnvolle Erklärung) bei einigen Versen eine Ausnahme. Hebräer 1,6, Lukas 24,52 und Matthäus 2 sind hierbei die beliebtesten Texte, obwohl auch hier viele anders übersetzen (Hebräer 1,6 ist dabei der einzige, wo mehr als die Hälfte der Übersetzer "anbeten" verwenden). Folgende Tabelle zeigt die Ergebnisse:


LU

EB

HfA

SCHL

NGÜ

GN

NL

NEÜ

ZB

ME

BB

Matthäus 2,2.8.10

X

-

-

X

FN

-

-

X

X

-

-

X

Matthäus 8,2

-

-

-

-

-

-

-

-

-

-

-

-

Matthäus 9,18

-

-

-

-

-

-

-

-

-

-

-

-

Matthäus 14,33

-

-

-

X

-

-

-

X

-

-

-

-

Matthäus 15,25

-

-

-

-

-

-

-

-

-

-

-

-

Matthäus 20,20

-

-

-

-

-

-

-

-

-

-

-

-

Matthäus 28,9

-

-

-

X

FN

-

-

X

-

-

X

-

Matthäus 17

-

-

-

X

FN

-

-

X

-

-

-

-

Markus 5,6

-

-

-

-

-

-

-

-

-

-

-

-

Markus 15,19

-

-

-

-

-

-

-

-

-

-

-

-

Lukas 24,52

X

-

-

X

X

-*

-

X

-

-

X

-

Johannes 9,38

X

-

-

X

FN

-

-

X

-

-

-

-

Hebräer 1,6

X

X

X

X

X

-

-

X

X

-

X

-*

Matthäus 18,26

-

-

-

-

-

-

-

-

-

-

-

-

Offenbarung 3,9

-

-

-

-

-

-

-

-

-

(X)**

-

-

LU: Lutherbibel
EB: Elberfelder Bibel
HfA: Hoffnung für Alle
SCHL: Schlachterbibel 2000
NGÜ: Neue Genfer Übersetzung
GN: Gute Nachricht
EÜ: Einheitsübersetzung
NL: Neues Leben NEÜ: Neue Evangelistische Übersetzung
ZB: Zürcher Bibel
ME: Menge-Bibel
BB: Basisbibel

X: "anbeten" oder sinngemäß
-: "huldigen", "niederfallen vor", "Ehre erweisen" oder sinngemäß
FN: im Haupttext wie "-", in der Fußnote wie "X"

* Die Fußnoten an diesen Stellen enthalten Äußerungen, die unklar sind, aber bei mir den Eindruck vermitteln, dass die Übersetzer gerne "anbeten" geschrieben hätten, dies aber dann doch nicht getan haben. Lest sie selbst, um euch ein eigenes Urteil zu bilden.

** Es wird zwar das Wort "anbeten" verwendet, aber es wird nicht auf die Personen bezogen, von denen im Kontext die Rede ist, sondern auf Gott.


Was sagt uns diese Tabelle? Ganz einfach, dass der Artikel im Exegetischen Wörterbuch von Fachleuten anscheinend nicht so ernst genommen wird, dass sie ihn bei ihren Übersetzungen berücksichtigen.

Meinung und Bewertung

Aufgrund der Besprechnung der o.g. Bibeltexte können wir ohne Probleme sehen, warum folgende Meinung einen entscheidenden Fehler enthält:
Auch Heb 1:6 bekräftigt, dass Jesus angebetet wird, sogar von den Engeln: (Elberfelder 1871) "Wenn er aber den Erstgeborenen wiederum in den Erdkreis einführt, spricht er: "Und alle Engel Gottes sollen ihn anbeten"". Auch hier besteht keinerlei Zweifel darüber, denn das in diesem Vers gebrauchte griechische Wort (proskyneo) kommt 60 Mal im NT vor und wird immer in Verbindung mit Anbetung gebraucht.
Wie wir sehen konnten, wird προσκυνέω im NT eben nicht in Verbindung mit Anbetung gebraucht, sondern stattdessen für jede Form von Huldigung gegenüber Höherstehenden, insbesondere Königen und Herrschern, aber auch gegenüber Abgesandten Gottes.

Folgende Meinung beruht ebenfalls auf Fehlinformationen:
Ja die NWÜ übersetzt natürlich proskyneo immer mit anbeten, wenn es um Gott-Vater geht.
Wenn es um Jesus oder wen anderen geht, übersetzt sie mit huldigen. Das halte ich für ziemlich selektiv und willkürlich.
Wie wir leicht sehen können, übersetzen auch einge "konventionelle" Übersetzungen genau so wie die NWÜ niemals "anbeten" und alle übersetzen an den meisten Stellen wie die NWÜ, wenn es um Jesus oder andere Personen außer Gott geht. Wer also der NWÜ diesen Vorwurf machen will, dass sie "selektiv und willkürlich" übersetzt (oder fälscht bzw. irreführt, wie andere sagen), der muss diesen Vorwurf dann allen Bibelübersetzungen machen.

Außerdem beruht der Vorwurf, dass diese Übersetzungspraxis "selektiv und willkürlich" sei, auf dem Unwissen darüber, dass προσκυνέω eben nicht nur "anbeten" bedeutet, sondern jede Menge andere Bedeutungen hat.

Jetzt zurück zum ersten Zitat dieses Artikels; Gassman schrieb:
In Offb 22,8 f. und Hebr 1, 6 wird beide Male das gleiche griechische Wort proskyneo (»anbeten«, »huldigen«) verwendet. Die Anbetung und Huldigung, welche gemäß Offb 22,8 f. allein an Gott gerichtet werden soll und welche Engel nicht annehmen dürfen, ist die gleiche Anbetung und Huldigung, welche gemäß Hebr 1,6 dem erstgeborenen Sohn durch die Engel dargebracht werden soll. [....] Also ist Jesus Christus kein Engel, sondern Gott.
Gassmann übersieht hier, dass Offenbarung 22,8f eben nicht sagt, dass man "allein" Gott anbeten muss. Er fügt hier ein Wort in den Bibeltext ein, dass dort nicht steht ("allein") und das direkt nachdem er die NWÜ dafür kritisiert, dass sie in Kolosser 1,16ff ein Wort in den Text einfügt8. Damit ändert er wie oben besprochen den Inhalt von Offenbarung 22 ab, denn so wie der Text dasteht, enthält er kein Verbot, anderen außer Gott zu huldigen. Wie wir in Offenbarung 3 gelesen haben, sind Huldigungen vor der christlichen Gemeinde angemessen.

Der zweite Fehler Gassmanns besteht in der annahme, dass in Offenbarung 22 und Hebräer 1 die "gleiche Anbetung" gemeint ist. Da προσκυνέω eine so große Bandbreite von Huldigungen bezeichnen kann, ist diese Annahme nicht gerechtfertigt. Bevor man zwei Huldigungen gleichsetzen kann, muss man erst einmal zeigen, dass beide Texte von der gleichen Art Huldigung reden. Dies tut Gassmann natürlich nicht, sondern er setzt voraus, was eigentlich erst gezeigt werden müsste und was nicht gezeigt werden kann. Und damit ist seine Schlussfolgerung falsch, dass Jesus Gott sein müsse, da die Prämissen schon nicht stimmen.

Ich erspare es mir, die anderen Zitate ebenfalls auseinander zu nehmen. Wer Hebräer 1,6 verwendet, um zu zeigen, dass Jesus Gott sein müsse, dass man ihn anbeten müsse, dass die NWÜ falsch übersetzt oder dass Zeugen Jehovas irregeführt sind, immer auf der falschen Annahme ruht, dass προσκυνέω ausschließlich und alleine "anbeten" bedeutet bzw. eine Huldigung beschreibt, die nur Gott dargebracht werden darf. Diese Annahmen sind offensichtlich falsch und damit sind auch die entsprechenden Schlussfolgerungen falsch. Das wird nicht dadurch besser, dass diejenigen, die es eigentlich besser wissen müssten, jede Menge Bibeltexte gezielt verändern9, um dort Aussagen hineinzulesen, die dort nicht stehen.
1 An dieser Stelle kommt der Trinitarier natürlich sprachlich wieder ins Schleudern: Korrekt müsste es auf trinitarisch heißen: "nicht gleichrangig mit dem Vater"; denn wenn Jesus nicht gleichrangig mit "Gott" ist, dann können wir uns die ganze Dreieinigkeit sparen.


2 Josephs Brüder wussten zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass sie es mit ihrem Bruder zu tun hatten. Sie hielten ihn für einen hochgestellten ägyptischen Beamten.

3 Im Fall von Nebukadnezar und Daniel wird dies in Daniel 2,47 offensichtlich, wo Nebukadnezar von Daniels Gott spricht.

4 Fälschlicherweise haben LU, Schlachter, NL und NeÜ in diesen Verse trotzdem "anbeten". Korrekterweise geben EB, HfA, NGÜ, GN und EÜ προσκυνέω hier mit "huldigen" oder ähnlich wieder.

5 Gassmann betreibt das gleiche Spiel mit Offenbarung 22,8, wenn er wie bereits zitiert sagt: "Die Anbetung und Huldigung, welche gemäß Offb 22,8f. allein an Gott gerichtet werden soll ...", obwohl auch in Offenbarung 22,8f das Wörtchen "allein" überhaupt nicht vorkommt.

Zwar ändern die beiden genannten Autoren hier den Bibeltext nicht direkt, aber sie gehen bei ihrer Interpretation von einem Text aus, der gegenüber dem real existierenden Text Änderungen aufweist. In den vorliegenden Fällen gibt es hierfür keinerlei sprachliche, grammatische oder sonstige inhaltliche Gründe. Die Autoren sollten als Theologen auch in der Lage sein, die von ihnen angeführten Texte korrekt zu lesen. Entweder also, sie haben es versäumt, die von ihnen angeführten Belegstellen zu lesen oder aber sie haben sie bewusst verändert, um ihr Argument zu stützen.

6 Natürlich wird Jesus in dem zitierten Kapitel geehrt. Aber genau in dem Moment, in dem προσκυνέω verwendet wird, wird er nicht mehr als Objekt genannt, obgleich genau das in allen vorhergehenden Lobpreisungen der Fall war. Nun ist es aber in der Bibel üblich, προσκυνέω ohne Objekt zu verwenden, wenn von der Anbetung Gottes die Rede ist. Warum hier wieder eine Abweichung von der üblichen Wortverwendung vorliegen soll, kriegen wir aber wieder nicht gesagt.

7 Das nehmen Trinitarier natürlich nicht so gern zur Kenntnis. Sie haben daher (in der chalzedonischen Christologie) eine "Zwei-Naturen-Lehre" entwickelt. Diese wird immer dann benötigt, wenn die Bibel (wie in Hebräer 1,4) Jesus eindeutig nicht als Gott beschreibt. Derartige biblische Äußerungen werden dann der "menschlichen Natur" Jesu übergeholfen, die natürlich in keiner Weise Jesu "göttliche Natur" betreffen, die er gleichzeitig besitzt. Ohne dass ich dies hier im einzelnen auseinanderpflücken will, kann ich hier sagen, dass diese Lehre in keiner Weise in der Bibel steht. Ihr einziger wirklicher Sinn besteht darin zu erklären, wie eine "göttliche Person der Dreieinigkeit" in einer größeren Zahl Bibeltexte auf eine Art beschrieben wird, die ihn eindeutig nicht als Gott beschreibt. Um diese Lehre aber überhaupt entwickeln zu können, muss man vorher bereits entschieden haben, dass Jesus Gott ist. Damit können wir diese Lehre auf keinen Fall benutzen um festzustellen, was in Hebräer 1,6 gelehrt wird.

8 Während man zeigen kann, dass "andere" in Kolosser 1 eine sinnvolle Ergänzung ist, die dem altgriechischen Wortgebrauch und der modernen Übersetzungspraxis an anderen Stellen entspricht, gibt es für die Einfügung von "allein" in Offenbarung 22 keine vernünftige Grundlage. Nebenher würde man angefangen von Abraham jede Menge Personen des AT in den oben besprochenen Bibeltexten zu Götzendienern machen, wenn man dieses Wort in Offenbarung 22 einfügt. Gassmann "erzeugt" hier also einen Widerspruch in der Bibel, um Zeugen Jehovas zu kritisieren.

9 Es tröstet mich nicht wirklich, dass sie es nicht beim Übersetzen tun sondern erst beim Auslegen. Da sie von vielen als Fachleute angesehen werden, setzen sich ihre Fehler trotzdem in den Köpfen fest..

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