Freitag, 4. Dezember 2009
Paradoxon
Es scheint paradox, dass ich die beiden folgenden Sätze als wahr anerkennen kann:
(I) Die Evolution ist eine Tatsache.

(II) Die Evolution ist eine falsche Idee.
Der Trick, der dieses Paradoxon auflöst, besteht darin, dass wir uns das Wort "Evolution" genauer ansehen. "Evolution" kann für unterschidliche Gedanken stehen, die nicht unbedingt zusammengehören. In den obigen Beispielen habe ich folgende (häufig verwendete) Definitionen benutzt:
Evolution(I) = Die Änderung der Allelfrequenz in einem Genpool im Laufe der Generationen

Evolution(II) = Die gemeinsame Abstammung aller Lebewesen von einem gemeinsamen Vorfahren.
Es ist klar, dass ich im Satz (I) die Definition (I) verwendete und im Satz (II) Definition (II). Es ist wichtig, diese verschiedenen Bedeutungen auseinanderzuhalten, ansonsten kann man endlos über Aussagen, wie die folgende streiten:
(III) Die (neo-)darwinistische Theorie erklärt die Evolution.
Für die erste Definition ist dieser Satz offensichtlich korrekt, für die zweite Definition ist der Satz bestenfalls eine unbewiesene Hypothese und schlimmstenfalls Unsinn (je nach weltanschaulicher Einstellung). Wenn man miteinander diskutiert und jeder eine jeweils andere Bedeutung von "Evolution" meint, dann kann jeder mit Recht über den anderen denken, dass er Unsinn redet.

Es ist also erforderlich, genau zu klären, was ein Gesprächspartner, ein Buch und ich selber jeweils meinen, wenn wir von "Evolution" reden, weil wir uns ansonsten nur selbst verwirren. Ich habe sogar bereits erlebt, dass einige diese Verwirrung bewusst erzeugen, obwohl sie es besser wissen müssten, um ihre jeweilige Sicht der Dinge besser darzustellen.

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