Dienstag, 8. Dezember 2009
Wie war das Wetter zu Weihnachten in Bethlehem?
Ein Kritiker meint, dass Zeugen Jehovas Unrecht haben mit der Behauptung, dass Jesu Geburt nicht am 24.12. stattfinden konnte, da

a) das Wetter in Bethlehem viel besser ist als unterstellt

b) Schafe auch bei Frost draußen sein können

Das Wetter

Unser Kritiker bemerkt, dass (im Jahr 2001) zu Weihnachten trockenes Wetter mit Tiefsttemperaturen von ca. 5°C wobei der tiefste Wert 1°C betrug. Meine Kontrolle dieses Jahr lieferte ähnliche Werte. Als Ergebnis stellt er zutreffend fest: "Schafe sind bei uns im Frühling bei solchen Temperaturen auf der Weide." Ich persönlich würde es zwar nicht so gemütlich finden, bei kurz über dem Gefrierpunkt draußen zu übernachten, aber Hirten sind möglicherweise unempfindlicher als ein Stadtmensch wie ich.

Eine Sache vergisst unser Kritiker allerdings: Jesus wurde vor 2000 Jahren geboren, nicht heute. Gibt es Hinweise auf eine Wetteränderung in der Zwischenzeit? Die Bibel selbst gibt uns einen Hinweis in Esra Kapitel 10:
9 Da versammelten sich alle Männer von Juda und Benjamin innerhalb von drei Tagen nach Jerusalem, es war der neunte Monat, am Zwanzigsten des Monats. Und das ganze Volk saß auf dem Platz des Hauses Gottes, zitternd wegen der Sache und infolge der Regengüsse. [...]13 [...]und es ist die Zeit der Regengüsse, so dass man nicht im Freien stehen kann.
Das angegebene Datum weist ungefähr auf Mitte Dezember, die Zeit kurz vor Weihnachten. Der Ort ist Jerusalem, wenige Kilometer von Bethlehem entfernt, und ungefähr auf gleicher Höhe üNN. Der Zeitraum ist ca. 500 Jahre vor Jesu Geburt und damit wesentlich näher als unsere heutige Zeit.

Die Jahreszeit war damals bekannt als "Zeit der Regengüsse" zu der man (tagsüber!) nicht im freien bleiben kann. Es handelte sich also nicht um ein einmaliges Wetterereignis, sondern um das normale Wetter der Saison.

Damit scheint klar, dass inzwischen eine Änderung in Bezug auf das normale Wetter im Dezember eingetreten ist. Für mich scheint es wesentlich wahrscheinlicher, dass diese Änderung nach Jesu Geburt eintrat als vorher. Damit können für die Zeit Jesu mit ähnlichem Wetter rechnen wie zur Zeit Esras.

die Schafe

Unser Kritiker bemerkt zutreffend, dass viele Schafe keine Probleme mit Frost haben. Ich will aber aus der Webseite zum Thema Schafe, die er anführt noch ein paar Informationen zitieren:
[...]sei hier nur die ansteckende Klauenentzündung (Moderhinke) genannt: Sie kommt in allen Ländern der Schafzucht vor. [...]

Außerhalb der Schafklaue überlebt es höchstens 30 Tage. Aber erkrankte Tiere verbreiten die Erreger auf den Weiden und Triebwegen, so dass innerhalb weniger Tage ein großer Teil des Bestandes infiziert werden kann, ohne dass dies zunächst erkennbar ist.

Umweltbedingungen spielen bei der Verbreitung dieser Krankheit eine große Rolle: bei nassem Wetter verbreitet sich die Krankheit besonders schnell; Nässe und morastiger Untergrund reizen die Haut im Zehenbereich, sie ist vorgeschädigt und das Klauenhorn aufgeweicht. [Hervorhebungen von mir]
Das Problem ist also nicht so sehr die Temperatur sondern die Feuchtigkeit. Würde also ein vernünftiger Schafhirt seine Tiere bei dem in Esra beschriebenen Wetter nachts draußen rumlaufen lassen, damit sie die beschriebene Krankheit einfangen? Wohl kaum.

Mein Fazit: Die Idee, dass zur Zeit Jesu das Wetter Schafhirten dazu brachte mit ihren Tieren draußen zu übernachten ist angesichts dessen, was wir über das damalige Wetter wissen, doch eher unwahrscheinlich.

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