Samstag, 26. Dezember 2009
Vom Gebetshaus zum Funkhaus
Wusstest du, dass du mit deinem Handyvertrag u.a. auch die evangelische und katholische Kirche finanzierst?

Wie das? In Deutschland stehen hunderte (oder noch mehr) Mobilfunkstationen in Kirchtürmen. Die jeweilige Kirchengemeinde erhält dafür jährlich eine Mite, die meist mehrere Tausend Euro beträgt. Das Geld dafür nehemn die Mobilfunkfirmen natürlich aus unseren Handy-Gebühren.

Alle sind zufrieden. Die Mobilfunkfirmen haben in den Innenstädten (fast) perfekte Sendeplätze, die Kunden einen guten Empfang und die Kirchengemeinden eine Zusatzeinnahme.

Was sagen die Gläubigen dazu? In vielen Fällen gar nichts. Häufig sind die Mitarbeiter der Firmen, die die Station aufbauen, angewiesen, etwas von Reparaturarbeiten zu erzählen, wenn sie gefragt werden. Es wird großer Wert darauf gelegt, dass die Funkstation unsichtbar bleibt. Die Holzverschalungen vor den Schall-Luken des Glockenstuhls und die Dachdeckung werden gegen Spezialkunststoffe ausgetauscht, die die Funkwellen durchlassen, aber genauso aussehen, wie das Material, das vorher da war. Die Technik wird im Turm an Stellen aufgestellt, die für die Öffentlichkeit meist unzugänglich sind. Und Mitarbeiter der Mobilfunkfirmen sind außerordentlich diskret, um die religiösen Gefühle der Gläubigen nicht zu stören.

Wenn man sich daran erinnert, was Jesus von Gewerbe im Tempel hielt (Johannes 2,16: "macht das Haus meines Vaters nicht zu einem Kaufhaus"), kann man sich natürlich wundern, wie die Verantwortlichen auf der Seite der Kirche diese Praxis rechtfertigen. In einzelnen Fällen ist mir bereits zu Ohren gekommen, dass es in verschiedenen Kirchen/Diözesen die Regelung gibt, dass eine Gemeinde, die eine Mobilfunkstation ablehnt, die entsprechenden Einnahmen von der Kirchenverwaltung abgezogen bekommt. Mir fällt da die Maxime der alten Lateiner ein:

Pecunia non olet.

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