Montag, 1. Februar 2010
Wieder Staatskirche in Russland?


Der Mann, der sich auf dem Bild vor russisch-othodoxen Geistlichen verbeugt, ist der russische Präsident! Kein Wunder, dass Zeugen Jehovas plötzlich in Russland "extremistisch" sind :o(

Ausschnitt aus diesem Artikel:
Human-rights activists say 2009 represented a breakthrough in relations between the Russian Orthodox Church and the Russian government. But they say the closer ties appear to place other faiths at a disadvantage. (...)

And Jehovah's Witnesses say their members could face imprisonment for public distribution of their magazine, The Watchtower.

Concern is based on Article 282 of the Russian Criminal Code, which prohibits incitement of national, racial, or religious enmity. Many consider the law to be vaguely written and a modern-day version of prohibitions against anti-Soviet agitation and propaganda.

Yaroslav Sivulsky represents the Jehovah's Witnesses Executive Center in Russia. Sivulsky says there is increased pressure nationwide on Jehovah's Witnesses, with the onset of mass detentions, arrests, searches of homes, places of worship, and confiscation of religious literature.
Und hier sehen wir, was das für Zeugen Jehovas bedeutet:
Oberstes russisches Gericht entscheidet gegen Jehovas Zeugen und gegen Religionsfreiheit

MOSKAU — Am 8. Dezember 2009 befasste sich das Oberste Gericht der Russischen Föderation mit der Berufung einer örtlichen Versammlung von Jehovas Zeugen und bestätigte die Vorinstanz, die 34 verschiedene erzieherische religiöse Schriften als „extremistisch“ einstufte. Das Oberste Gericht lehnte jetzt die Revision der Versammlung ab. Dieser Versammlung droht nun die „Auflösung“.

Arli Tschimirow, der Anwalt, der die Interessen von Jehovas Zeugen vertritt, verurteilte die Entscheidung: „Die heutige Entscheidung des Obersten Gerichts ist eine Fehlanwendung des Gesetzes zur Bekämpfung extremistischer Aktivitäten und ist ein Urteil gegen die Religionsfreiheit von Jehovas Zeugen, die ihre bibelerklärenden Publikationen international verbreiten. Jehovas Zeugen werden sich in dieser Angelegenheit an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte wenden, um die Religionsfreiheit in Russland zu schützen. Dazu gehört auch das Recht, im Dienst für Gott religiöse Literatur der eigenen Wahl zu verwenden und seine Glaubensansichten friedlich weiterzugeben. Inzwischen werden aufgrund dieses Urteils, so fürchte ich, Intoleranz und Hass dem einzelnen Zeugen Jehovas gegenüber Vorschub geleistet.“

Mitglieder der Versammlung der Zeugen Jehovas in Taganrog (Region Rostow), um die sich der Fall dreht, sowie Zeugen Jehovas in ganz Russland und im Ausland sind ebenfalls sehr besorgt, dass dieses Gerichtsurteil eine Welle religiöser Unduldsamkeit auslösen wird, die sogar noch größer und schlimmer ist als die negativen Einstellungen und Aktionen, die das regionale Gerichtsurteil bereits angeheizt hat. Es sind bisher sieben weitere Fälle gegen Versammlungen von Jehovas Zeugen anhängig, bei denen es um den gleichen „Extremismus“-Vorwurf geht wie gegen die Versammlung in Taganrog.

Der Vorsitzende des Verwaltungszentrums von Jehovas Zeugen in Russland, Wassilij Kalin, sagte dazu: „Ich befürchte sehr, dass diese Entscheidung einen neuen Zeitabschnitt der Unterdrückung von Jehovas Zeugen einleitet, deren Recht, sich friedlich zu versammeln, Zugang zu religiöser Literatur zu haben und ihre christliche Hoffnung aus den Evangelien anderen mitzuteilen, immer mehr eingeschränkt wird.“ W. Kalin kann aus eigener Erfahrung sprechen. „Als ich jung war, schickte man mich nach Sibirien, weil ich Zeuge Jehovas war und weil meine Eltern den Wachtturm lasen, die gleiche Zeitschrift, die in diesem Verfahren ungerechtfertigterweise als extremistisch bezeichnet wurde.“

Der Wachtturm wird seit 130 Jahren herausgegeben; er ist in 170 Sprachen erhältlich, und monatlich werden etwa 37 Millionen Exemplare weltweit verbreitet. Jehovas Zeugen üben ihren Glauben in Russland seit über 100 Jahren aus.
Update
Und das ganze geht weiter:

GORNO-ALTAISK (Russische Förderation) — In Russland setzt sich eine besorgniserregende Entwicklung mit einem Urteil des Obersten Gerichts der Altai-Republik vom Mittwoch fort. Dieses bestätigte ein älteres Urteil des Stadtgerichts von Gorno-Altaisk, mit dem 18 religiöse Publikationen von Jehovas Zeugen als extremistisch eingestuft wurden. Die Entscheidung entspricht einem ähnlichen Urteil des Obersten Gerichts der Russischen Föderation vom letzten Monat. Menschenrechtsorganisationen und andere internationale Beobachter zeigen sich besorgt über diese Entwicklung und fragen sich, wohin das noch führen wird.

Horst Henschel ist ein Vorstandsmitglied der Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft, die die betreffenden christlichen Publikationen druckt. Henschel wurde in der DDR wegen seines Glaubens selbst verfolgt und bringt seine Besorgnis über die Entscheidung zum Ausdruck: „Unsere Publikationen als ‚extremistisch‘ hinzustellen, ist völlig substanzlos, insbesondere da unsere Literatur den Zusammenhalt in der Familie, den Respekt vor Autorität und die Nächstenliebe fördert. Welches Land möchte nicht Bürger haben, die solche Werte hochhalten? Mit dieser Entscheidung schränkt Russland die Gewissensfreiheit und das Recht auf friedliche, freie Meinungsäußerung immer weiter ein. Wir sind sicher, dass Millionen ihre Bedenken darüber äußern werden.“

Viele russische und auch internationale Beobachter wundern sich über die Aussagen der Sachverständigen, die an dem Fall beteiligt waren, besonders nachdem sie sich die betreffende Literatur online angesehen haben. Zu Beginn des Monats richteten mehrere Menschenrechtsorganisationen einen Appell an den Präsidenten der Russischen Föderation, in dem sie ihre Bedenken über die Verletzung der Rechte von Jehovas Zeugen in Russland zum Ausdruck brachten. Er lautet auszugsweise: „Die Einstufung der Publikationen als extremistisch basiert auf skrupellosen Gefälligkeitsgutachten durch Sachverständige, die von der Staatsanwaltschaft ausgewählt wurden. ... Die Zulassung dieser Sachverständigen macht aus Tausenden von Gläubigen Kriminelle. ... Für seine Religion strafrechtlich verfolgt zu werden ist damit jeden Tag wahrscheinlicher.“

Jehovas Zeugen haben 160 000 Mitglieder in Russland, und fast 300 000 Personen nahmen an ihrem größten jährlichen Feiertag teil.

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