Dienstag, 7. Juni 2011
Russland: Prozess wird wiederholt
hgp, 09:18h
Ein Zeuge Jehovas, der von der Anklage freigesprochen wurde, zu religiösem Hass anzustacheln, muss erneut vor Gericht. Die übergeordnete Instanz legte fest, dass der Fall noch einmal verhandelt werden muss, obwohl bei der ersten Verhandlung keine Beweise für die Schuld vorgelegt wurden.
[Älterer Bericht]
Englische Presseerklärung:
[Älterer Bericht]
Englische Presseerklärung:
Despite not-guilty verdict, Altay Republic Supreme Court orders retrial of landmark case[edit: und jetzt die deutsche Übersetzung der Pressemitteilung]:
GORNO-ALTAYSK, Russia—On May 26, 2011, the Supreme Court of the Altay Republic ordered a retrial of the criminal case against Aleksandr Kalistratov, one of Jehovah’s Witnesses. Mr. Kalistratov was charged with inciting religious hatred or enmity but was declared innocent on April 14, 2011, as no evidence was produced that substantiated the charge. However, in response to a cassation appeal filed by the prosecutor’s office, the Supreme Court of the Altay Republic reversed the not-guilty verdict and ordered a retrial of the case with a different judge. Although the Gorno-Altaysk City Court heard the case during a six-month trial, it will now have to question the more than 70 witnesses in the case again and reexamine the case files, including 28 volumes of documentation.
Russian Ombudsman Vladimir Lukin characterized the criminal case as “landmark” and commented on the charges raised against Mr. Kalistratov. In a report published in 2011, Lukin stated: “The criminal prosecution of the religious organization and its representatives on the basis that they openly use their religious literature is a tactic that brings back memories of the Soviet practice of persecuting on the basis of faith.”
Trotz Freispruch: Höchstes Gericht der Republik Altai verfügt Neuverhandlung
Gorno-Altaisk (Russland) — Am 26. Mai 2011 hat das höchste Gericht der Republik Altai die Neuverhandlung in einem Strafverfahren von großer Tragweite verfügt: Der Zeuge Jehovas Aleksandr Kalistratov war angeklagt worden, religiösen Hass oder Feindschaft zu schüren. Allerdings konnten dafür keine Beweise vorgelegt werden. Am 14. April 2011 wurde Kalistratov freigesprochen. Die Staatsanwaltschaft hat dagegen jedoch Rechtsmittel eingelegt. Daraufhin hob der Höchste Gerichtshof der Republik Altai den Freispruch auf und verfügte die Neuverhandlung — unter einem anderen Richter. Obwohl das Stadtgericht von Gorno-Altaisk den Fall schon über 6 Monate hinweg behandelt hat, muss das Gericht nun über 70 Zeugen erneut hören und die Verfahrensakten noch einmal prüfen, darunter allein 28 Bände, in denen der Sachverhalt dokumentiert wurde.
Der russische Ombudsmann Wladimir Lukin charakterisierte das Strafverfahren als einen „Meilenstein“ und kommentierte die Anklagen gegen Herrn Kalistratov in einem 2011 veröffentlichten Bericht: „Man geht gegen die Religionsgemeinschaft und ihre Vertreter deshalb gerichtlich vor, weil sie ihre religiöse Literatur offen nutzen. Das ist eine Taktik, die Erinnerungen an die Sowjetzeit wachruft, als es gängige Praxis war, Menschen für ihren Glauben zu verfolgen.“
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