Samstag, 25. Juni 2011
Apostelgeschichte 15,20.21.29a: Interpretation und Übersetzung
Zeugen Jehovas sehen in Apostelgeschichte 15 eine Grundlage dafür, dass Christen kein Blut verwenden dürfen. Viele halten dem entgegen, dass in diesem Text entweder von "Speisevorschriften" die Rede ist, die keine allgemeine Gültigkeit haben, bzw. dass es sich um vorübergehende Gebote handelt, die das Zusammenleben von Judenchristen und Heidenchristen im ersten Jahrhundert betrafen und heute nur noch von historischem Interesse sind.

Einige verweisen dabei auf eine Vielfalt von Bibelübersetzungen, die so lauten, dass sie diesen Standpunkt unterstützen. Dabei wird allerdings gerne vergessen, dass dies ein Zirkelschluss ist. Warum? Ganz einfach weil bei der Erstellung dieser Übersetzung bereits vorausgesetzt wurde, was man mit diesem Bibeltext beweisen will, nämlich, dass Apostelgeschichte 15 ein vorübergehendes Speisegebot ist. Aus diesem Grund haben die Übersetzer eine ganze Reihe von Gedanken eingefügt, die ihrer Interpretation des Textes entsprechen. Wenn man nun aber beweisen will, dass die vorausgesetzte Interpretation korrekt ist, muss man natürlich erst einmal einen unabhängigen Beweis hierfür bringen.

Um zu demonstrieren, welche Rolle die Interpretation der Übersetzer spielt, habe ich mir die Mühe gemacht in einer Reihe bekannter deutscher Übersetzungen die Worte in rot einzufärben, die keine Grundlage im Grundtext haben1 und in blau diejenigen, deren Bedeutung entsprechend der eigenen Interpretation mehr oder weniger abgeändert wurde.

Die Lutherübersetzung, die Elberfelder Bibel und die Zürcher Bibel haben lobenswerter Weise ihre Übersetzung nicht aufgrund von Interpretationen abgeändert. Alle anderen Übersetzungen fügen mehr oder weniger Gedanken ein, da sie die oben genannte Interpretation zugrunde legen.

Damit ist natürlich noch bei weitem nicht alles zu diesen Versen gesagt, aber alles weitere muss auf ein andermal warten.

ÜbersetzungApostelgeschichte 15,20.21Apostelgeschichte 15,29a
NA27ἀλλὰ ἐπιστεῖλαι αὐτοῖς τοῦ ἀπέχεσθαι τῶν ἀλισγημάτων τῶν εἰδώλων καὶ τῆς πορνείας καὶ τοῦ πνικτοῦ καὶ τοῦ αἵματος. Μωϋσῆς γὰρ ἐκ γενεῶν ἀρχαίων κατὰ πόλιν τοὺς κηρύσσοντας αὐτὸν ἔχει ἐν ταῖς συναγωγαῖς κατὰ πᾶν σάββατον ἀναγινωσκόμενος.ἀπέχεσθαι εἰδωλοθύτων καὶ αἵματος καὶ πνικτῶν καὶ πορνείας,
Lu84sondern ihnen vorschreibe, dass sie sich enthalten sollen von Befleckung durch Götzen und von Unzucht und vom Erstickten und vom Blut. Denn Mose hat von alten Zeiten her in allen Städten solche, die ihn predigen, und wird alle Sabbattage in den Synagogen gelesen. dass ihr euch enthaltet vom Götzenopfer und vom Blut und vom Erstickten und von Unzucht.
EBsondern ihnen schreiben, dass sie sich enthalten von den Verunreinigungen der Götzen und von der Unzucht und vom Erstickten und vom Blut. Denn Mose hat von alten Zeiten her in jeder Stadt solche, die ihn predigen, da er an jedem Sabbat in den Synagogen gelesen wird.euch zu enthalten von Götzenopfern und von Blut und von Ersticktem und von Unzucht
HfAWir sollten von ihnen allerdings verlangen, kein Fleisch zu essen, das Götzen geopfert worden ist, keine verbotenen sexuellen Beziehungen einzugehen, kein Fleisch von Tieren zu essen, die nicht völlig ausbluteten, oder gar das Blut selber zu verzehren. Denn diese Gebote des Mose sind seit alter Zeit überall bekannt. Sie werden an jedem Sabbat in allen Synagogen vorgelesen." Ihr sollt kein Fleisch von Tieren essen, die den Götzen geopfert wurden, außerdem kein Fleisch von Tieren, die nicht völlig ausbluteten, und ihr sollt auch kein Blut verzehren. Hütet euch vor verbotenen sexuellen Beziehungen.
Schlachtersondern ihnen nur schreiben soll, sich von der Verunreinigung durch die Götzen, von der Unzucht, vom Erstickten und vom Blut zu enthalten. Denn Mose hat von alten Zeiten her in jeder Stadt solche, die ihn verkündigen, da er in den Synagogen an jedem Sabbat vorgelesen wird. daß ihr euch enthaltet von Götzenopfern und von Blut und vom Erstickten und von Unzucht;
NGÜAllerdings sollten wir sie in einem Brief dazu auffordern, folgende Dinge zu unterlassen: jede Verunreinigung durch Götzenverehrung (FN: durch Speisen, die den Götzen geopfert wurden.) und ´jede Form von` Unmoral (FN: Blutschande (siehe die in 3. Mose 18,6-18 verbotenen sexuellen Beziehungen mit Angehörigen). Entsprechend in Vers 29 und in Kapitel 21,25.) sowie den Genuss von Blut und von nicht ausgeblutetem Fleisch. Im Übrigen finden sich alle diese Forderungen im Gesetz des Mose, das seit vielen Generationen in allen Städten verkündet und Sabbat für Sabbat in allen Synagogen vorgelesen wird.Esst kein ´Fleisch`, das den Götzen geopfert wurde, unterlasst den Genuss von Blut und von nicht ausgeblutetem Fleisch und haltet euch fern von jeder Unmoral!
GNsondern sie nur in einem Schreiben auffordern, dass sie kein Fleisch von Tieren essen, die als Opfer für die Götzen geschlachtet worden sind, denn es ist unrein; weiter sollen sie sich vor Blutschande hüten, kein Fleisch von Tieren essen, deren Blut nicht vollständig ausgeflossen ist, und kein Tierblut genießen. Denn diese Vorschriften Moses sind seit alten Zeiten in jeder Stadt bekannt; jeden Sabbat wird ja überall in den Synagogen aus dem Gesetz vorgelesen.«Esst kein Fleisch von Tieren, die als Opfer für die Götzen geschlachtet wurden; genießt kein Blut; esst kein Fleisch von Tieren, deren Blut nicht vollständig ausgeflossen ist; und hütet euch vor Blutschande.
man weise sie nur an, Verunreinigung durch Götzen(opferfleisch) und Unzucht zu meiden und weder Ersticktes noch Blut zu essen. Denn Mose hat seit ältesten Zeiten in jeder Stadt seine Verkündiger, da er in den Synagogen an jedem Sabbat verlesen wird. Götzenopferfleisch, Blut, Ersticktes und Unzucht zu meiden.
NLAllerdings sollten wir ihnen schreiben und ihnen auftragen, kein Fleisch zu essen, das den Götzen geopfert wurde, alle Unzucht zu meiden und weder Blut noch das Fleisch nicht ausgebluteter Tiere zu essen. Denn seit vielen Generationen wurden diese Vorschriften aus dem Gesetz des Mose Sabbat für Sabbat überall in den jüdischen Synagogen gepredigtEsst kein Fleisch, das Götzen geopfert wurde, und weder das Blut noch das Fleisch nicht ausgebluteter Tiere, und meidet alle Unzucht.
NEÜsondern ihnen schreiben, dass sie folgende Dinge unterlassen sollen: jede Verunreinigung durch Götzenverehrung, jede Form von sexueller Unmoral, den Genuss von nicht ausgeblutetem Fleisch und von Tierblut überhaupt. Denn diese Forderungen, die sich im Gesetz Moses finden, werden von alters her in jeder Stadt gepredigt, weil das Gesetz jeden Sabbat in den Synagogen vorgelesen wird.Esst kein Fleisch, das Götzen geopfert wurde, verzehrt kein Blut und kein Fleisch, das nicht ausgeblutet ist, und haltet euch fern von jeder sexuellen Unmoral.
Zürcher sie aber anzuweisen, sie sollten sich fernhalten von Verunreinigung durch fremde Götter, durch Unzucht oder durch Ersticktes und Blut. Denn seit Menschengedenken hat Mose in jeder Stadt seine Verkündiger, da an jedem Sabbat in den Synagogen aus ihm vorgelesen wird.euch fernzuhalten von Opferfleisch, Blut, Ersticktem und Unzucht;
Mengesondern ihnen nur die Verpflichtung auferlegen, sich von der Verunreinigung durch die Götzen, von der Unzucht, vom Fleisch erstickter Tiere und vom (Genuß von) Blut fernzuhalten. Denn Mose hat seit alten Zeiten in jeder Stadt seine Verkündiger, weil er ja in den Synagogen an jedem Sabbat vorgelesen wird. daß ihr euch vom Götzenopferfleisch, vom Blutgenuß, vom Fleisch erstickter Tiere und von Unzucht fernhaltet.

1 Dabei sehe ich die Übersetzung von εἰδωλοθύτον mit "Götzenopferfleisch" als Interpretation an, obwohl dies so in (fast) allen Wörterbüchern so steht. Die Begründung hierfür ist folgende: εἰδωλοθύτον ist ein Wort, dass im NT zum ersten mal verwendet wird; daher muss die Bedeutung anhand der Benutzung im Bibeltext ermittelt werden. Wenn aber hierfür eine bestimmte Interpretation des Bibeltextes zugrunde gelegt wird, kann diese Annahme(!) dann kein unabhängiger Beweis dafür sein, dass eben diese Annahme richtig ist.

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