Dienstag, 29. November 2011
Armenien: Das Imperium schlägt zurück
Nachdem diesen Sommer Zeugen Jehovas in Armenien das Recht auf zivilen Ersatzdienst vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte erkämpft haben, werden sie nun in Armenien an einer anderen "Front" angegriffen.

Ein Zeuge Jehovas wurde wegen Angriffs auf einen Priester der Staatskirche zu sechs Monaten Haft verurteilt (Berichte hier und hier). Berichte über den Prozess im Oktober gibt es hier, hier und hier.

Nach Angaben des Priesters bat er, zwei Zeugen, die auf dem Kirchengelände predigten, das Gelände zu verlassen, woraufhin diese ihn beschimpften, bedrohten und schlugen. Nach den vorliegenden Berichten gibt es anscheinend keinerlei Zeugen für diese Version (es werden zumindest keine erwähnt) und eine forensische Untersuchung lieferte auch keine Spuren von Gewaltanwendung:
Meanwhile, in an interview with ArmeniaNow, Fr. Yesayi Artenyan accused Jehovah’s Witnesses of telling a lie. He also said that in fact he did not suffer any bodily harm, even though he had to pass through a forensic examination, which is a standard procedure in similar investigations.
Es ist erschreckend, dass es keinen Freispruch gab, dass überhaupt ein Prozess geführt wurde, obwohl es weder Tatzeugen noch Indizien gibt. Anscheinend reicht bei Zeugen Jehovas ein Tatvorwurf, um sie schuldig zu sprechen, ohne dass es weiterer Beweise bedarf. Anscheinend hat die armenische Justiz aus Bremen das Prinzip übernommen, dass derartiges nicht notwendig ist, wenn die Vorwürfe "glaubwürdig klingen".

Aus Sicht der Zeugen Jehovas stellte sich die Angelegenheit übrigens wie folgt dar: Sie waren nicht auf dem Kirchengelände unterwegs sondern predigten in der Nähe. Der Priester beschimpfte und schlug sie. Nachdem sie gegangen waren und nach Hause kamen erhielten sie abends eine Vorladung zur Polizei.

Nach den vorliegenden Berichten wird der verurteilte Zeuge Jehovas Berufung einlegen.

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