Freitag, 29. Juni 2012
Hebräer 1,8: Intrigen um den Thron?
hgp, 10:57h
Wieder hat jemand eine gefälschte Stelle in der NWÜ gefunden, es handelt sich diesmal um Hebräer 1,8. Und wie meistens liegt die Ursache der Fälschung darin, dass Zeugen Jehovas die "Göttlichkeit Jesu" "leugnen".
Gut, weiter schaffe ich es nicht, ohne ernst zu bleiben. Wer hier mit liest, weiß, dass ich eigentlich immer ein (erstaunlich langes) Haar in der Suppe finde, wenn jemand der NWÜ den Vorwurf der Fälschung macht. Bevor dieser Blogeintrag zu seinem Ende kommt, werde ich auch hier das eine oder andere fehlplatzierte Kopfhautprodukt vorstellen. Aber der Reihe nach; vergleichen wir erst einmal den genannten Text in der NWÜ und in der Einheitsübersetzung, dabei sind die strittigen Teile hervorgehoben:
Ich werde nun zeigen, dass das so nicht stimmt und nicht stimmen kann. Dazu werde ich zuerst zeigen, was Grammatik und Wortbenutzung uns so alles sagen und damit zeigen, dass die NWÜ hier vollkommen korrekt übersetzt. Und damit nicht genug werde ich anschließend so tun, als ob die oben zitierte Wiedergabe der Einheitsübersetzung die einzig richtige und mögliche ist (obwohl das nicht stimmt), und dann zeigen, dass selbst in diesem Fall der Vers kein "biblisches Zeugnis von der Gottheit Jesu Christi" ist, und dass dies auch weithin bekannt sein sollte.
Der erste Punkt betrifft das Verb. Wenn wir die verschiedenen Übersetzungen vergleichen, sehen wir folgende Verben:
Das einsetzen eines Verbs, dass im Grundtext nicht vorkommt, ist keine Form des Betrugs, sondern etwas, was Bibelübersetzer ständig machen müssen. Die griechische Sprache des NT ist so flexibel, dass man häufig das Verb nicht schreiben muss. So bestätigt die "griechische Grammatik zum Neuen Testament" von Blass, Debrunner, Rehkopf im §127, dass das wort "estin" = "ist" im griechischen häufig ausgelassen wird und dann vom Leser mitgedacht werden muss. Da wir aber im Deutschen immer ein Verb brauchen, um einen vollständigen Satz zu bekommen, müssen die Übersetzer in ihrem Text das Verb ergänzen.
Nebenbei bemerkt erklärt die o.g. Grammatik ausdrücklich, dass es das Wort "ist" ist, dass in dieser Form im altgriechischen weggelassen werden kann; daher sind die Ergänzungen mit anderen Verben streng genommen nicht mehr von der griechischen Grammatik gedeckt. Da aber der Bedeutungsunterschied, der sich hierdurch ergibt, nur gering ist, will ich daran nicht herum meckern; wir behalten aber für das folgende im Sinn, dass all die anderen Verben, die hier ergänzt werden, lediglich als Umschreibungen für "ist" angesehen werden dürfen, da wir ansonsten das Fundament der griechischen Grammatik verlassen. Man kann daher aus der Verwendung dieser anderen Verben keinerlei Rückschlüsse darauf ziehen, was gemeint sein könnte.
Die NWÜ hat das Verb nun lediglich an einer anderen Stelle ergänzt als alle anderen Übersetzungen. Ist das falsch? Bevor wir das beantworten, schauen wir uns den zweiten interessanten Punkt in diesem Satz an, und das ist das Wort "Gott". Wie das Deutsche auch, werden Substantive im altgriechischen dekliniert. Im Gegensatz zum Deutschen hat das altgriechische aber einen fünften Fall, den Vokativ (hier die volle Deklinationstabelle); dieser Fall wird für die Anrede benutzt.
Nun gibt es ein Problem mit dem Vokativ: In vielen Fällen sieht er genau so aus wie der Nominativ, d.h. ein und dieselbe Deklinationsform diente als Nominativ und Vokativ. Z.B. waren die Formen im Plural immer gleich. Im Singular waren meist nur besondere Vokativ-Formen für die sogenannte o-Deklination vorhanden. Aber häufiger verwendeten die Schriftsteller den Nominativ auch in den Fällen als Anrede, wo es eigentlich eine besondere Vokativ-Form gab (Als Beispiel: Hebräer 10,7). Normalerweise war das kein Problem, da man aus dem Zusammenhang erkennen kann, ob eine Anrede gemeint war oder ein anderer Satzteil.
In unserem Text ist das allerdings (erst einmal) ein Problem, da wir auch noch zusätzlich das Verb ergänzen müssen. Je nachdem, ob wir "Gott" nämlich als Nominativ oder Vokativ ansehen, müssen wir das Verb jeweils an einer anderen Stelle ergänzen, um einen sinnvollen Satz zu erhalten:
Nominativ: Dein Thron ist Gott in alle Ewigkeit
Vokativ: Dein Thron, Gott, ist in alle Ewigkeit
Beides ist also grammatisch möglich. Es schwirren im Internet allerdings noch weitere Texte umher, die die NWÜ für die Wiedergabe dieses Verses kritisieren und die ich nicht zitiert habe. In einigen wird behauptet, dass in unserem Vers ein Vokativ verwendet wird. Das ist eindeutig falsch; der verwendete Fall ist durch die Endung "-os" eindeutig als Nominativ Singular gekennzeichnet, daher kann die NWÜ nicht, wie manchmal behauptet, "aus dem Vokativ einen Nominativ machen", selbst wenn sie wollte. Auch der manchmal gemachte Vorwurf, dass die NWÜ das Wort "ist" einfügt, ist albern, da wir gesehen haben, dass jede Übersetzung ein Verb einfügen muss.3
Du musst das übrigens nicht glauben, bloß weil ich das behaupte. Du kannst das selbst sehen, wenn du im griechischen Grundtext die Wortformen mit der Deklinationstabelle oder mit anderen Stellen vergleichst. In Matthäus 27,46 haben wir so einen echten Vokativ, der folgendermaßen aussieht:
Da Hebräer 1,8 ein wörtliches Zitat aus Psalm 45,7 ist, ist auch folgendes interessant, was die "Septuaginta Deutsch" zu diesem Vers anmerkt:
So hat der Ausdruck "in alle Ewigkeit" eine unterschiedliche Funktion im Satz, je nachdem, welche der beiden Varianten man bevorzugt. Wenn man die Variante der NWÜ nimmt, dann handelt es sich um eine adverbiale Ergänzung; wenn man hingegen die Variante der anderen Übersetzer nimmt, dann handelt es sich (im griechischen Text! Dadurch, dass viele Übersetzer ein anderes Verb einsetzen als im griechischen impliziert, ist dies in den deutschen Übersetzungen nicht der Fall) um ein Prädikatsnomen. Grammatisch ist beides möglich, aber wenn man sich die Wortverwendung betrachtet, dann stellt man fest, dass ähnliche Ausdrücke nirgendwo im NT als Prädikatsnomen verwendet wird, aber häufig als adverbiale Ergänzung2. Wenn also ein Leser auf diesen Ausdruck stieß, dann war es für ihn naheliegend, dass es sich um eine adverbiale Ergänzung handelt, wenn der Kontext nichts anderes andeutet.
Auch der Ausdruck "Gott" gibt uns einen Hinweis. Zwar ist es richtig, dass "Gott" in der Nominativform als Anrede benutzt werden kann, aber fast immer wird das Wort in dieser Form halt doch als Subjekt oder Prädikatsnomen verwendet. Wenn daher ein Leser auf diesen Ausdruck stieß, war er auch geneigt, ihn als Subjekt zu deuten, wenn er keine Hinweise hatte, dass eine Anrede gemeint gewesen sein muss.
Auf der anderen Seite hätte der Verfasser natürlich auch "Gott" in der Vokativform verwenden können, wenn er denn hätte zeigen wollen, dass er den Text so verstanden haben will. Seine Worte nur zwei Verse weiter in Hebräer 1,10 zeigen dies deutlich, da er dort einen Vokativ (diesmal von "kyrios") verwendet. Er hätte dasselbe auch in 1,8 tun können; er hat es aber nicht getan. Anders gesagt, wenn es keine besonderen entgegengesetzten Hinweise im Text gibt, dann führen die zwei genannten Merkmale den Leser dazu, genau die Version als naheliegend anzusehen, die in der NWÜ verwendet wird.
Dem steht nicht entgegen, dass es sich bei dem Satz in Hebräer 1,8 um ein Zitat aus Psalm 45,6 handelt. Der Autor des Hebräerbriefes weicht auch bei anderen Zitaten in Details von dem genauen Wortlaut des Septuagintatextes ab (z.B in Heb 2,6-8 und 2,12), wenn es ihm sinnvoll vorkam; er hätte es also auch hier tun können.
Der einzige Punkt, der überhaupt dazu benutzt werden kann, auf die Idee zu kommen, dass "Gott" in unserem Vers eine Anrede ist, ist das Wörtchen "dein". Allerdings erzwingt dieses Wort nicht, dass man "Gott" als Anrede versteht. Daher kann man auf dieser sprachlichen Ebene die Frage nicht endgültig entscheiden, denn grammatisch sind beide Varianten möglich.
Wenn man sich aber die Kritik an der NWÜ anschaut, dann wird meistens etwas anderes behauptet, nämlich dass nur eine Wiedergabe möglich ist und die Wiedergabe der NWÜ falsch ist. Dabei werden meist die eben genannten Fakten unter den Teppich gekehrt, die dieser Behauptung widersprechen.
Hinter dieser Frage steht ein Missverständnis. Natürlich sitzt Jesus nicht wörtlich genommen auf Gott als Thron. Es verwundert mich allerdings, dass überhaupt jemand diese Frage stellen kann, der behauptet als Christ die Bibel zu kennen. Gott wird in der Bibel häufiger mit Metaphern beschrieben, die offensichtlich nicht wörtlich genommen werden können.
So besagt z.B. 5.Mose 32,4, dass Gott "ein Fels" sei, was natürlich von niemandem wörtlich genommen wird. Nach Sprüche 18,10 ist Gottes Name "ein Turm", was offensichtlich auch nicht wörtlich verstanden werden kann. Nach Psalm 23 ist Gott "ein Hirte" und niemand glaubt deswegen, dass er mit Heidschnucken durch die Lüneburger Heide läuft. Jeder normale Leser versteht, dass es sich hierbei um Metaphern handelt, die Gott näher beschreiben.
Ähnlich kann man den Ausdruck "Gott ist dein Thron" problemlos als eine Metapher verstehen. So wie ein Thron die Herrschaft eines Königs symbolisiert, so wird durch diesen Satz ausgesagt, dass Gott Jesus die Herrschaft übergibt und garantiert. Dies sollte jedem Bibelleser ohne große Erläuterungen einsichtig sein. In der Realität sind derartige Metaphern natürlich auch den Kritikern dieser Wiedergabe geläufig. Warum sie aber gerade dann den Bibeltext so übertrieben wörtlich verstehen, wenn es darum geht, die NWÜ zu kritisieren, muss das Geheimnis der entsprechenden Personen bleiben.4
Fangen wir mit der evangelikalen Mac-Arthur-Studienbibel an. Hier finde ich folgenden Kommentar:
Der Schreiber belegt erst einmal "nur", dass Jesus über den Engeln steht. Ob damit auch "Göttlichkeit" verbunden ist, hängt aber exakt von Beantwortung der Frage ab, die hier nicht gestellt wurde. Denn wenn man die Übersetzungsvariante der NWÜ annimmt, dann belegt dieser Text nicht Jesu Göttlichkeit, sondern dass Gott die Grundlage seiner Herrschaft ist (was auch zeigen würde, dass er eine Stellung hat, die besser ist als die der Engel, die direkt im Zusammenhang als "Diener" bezeichnet werden). Der Kommentar hier muss also erst einmal (heimlich!) annehmen, dass es im Text um Jesu Göttlichkeit geht, um dann (öffentlich!) so zu tun, als ob es nicht die Annahme wäre sondern der eindeutige Bibeltext aus dem man dann das folgern kann, was man vorher selber als Grundlage zur Übersetzung des Bibeltexts benutzt hat. Eine Begründung, warum man das tun kann, fehlt bei dieser Vorgehensweise naturgemäß.
Auch der Hinweis auf Hebräer 1,3 rettet unseren Vers nicht als "Beweistext" für die "Göttlichkeit" Jesu. Denn wenn unser Vers diese Göttlichkeit nicht selbst aussagt, sondern man erst einmal den Gedanken aus einem anderen Vers "importieren" muss, dann kann Hebräer 1,8 kein Beweistext sein. Ein Beweistext ist nämlich einer, der die zu beweisende Aussage selber enthält oder aus dem man die Aussage schlussfolgern kann. Hier muss kann man die Aussage aber nicht schlussfolgern sondern muss sie aus einer anderen Stelle erst importieren. Dabei ist es nur noch am Rande wichtig, dass auch der Vers 3 selber nicht die Göttlichkeit Jesu beweist, sondern nur der Kommentar dazu eine entsprechende (ebenfalls unbewiesene) Behauptung enthält.
Machen wir weiter mit der katholischen Neuen Jerusalemer Bibel. Hier heiß es zu Hebräer 1,8:
Trotzdem enthält der Kommentar einen wichtigen Punkt: Es wird zugegeben, dass die Worte ursprünglich einem normalen, menschlichen König galten und nicht einer Person des dreieinigen Gottes. Genau darum sind auch ein paar zusätzliche Attribute erforderlich wie "überschwengliche Ausdrucksweise" und "in strengem Sinne und in herausragender Weise", um das eigentliche Problem zu verstecken: "Die Göttlichkeit, die der Psalm dem König zuweist, wird hier Jesus zugewiesen". Wieso also beweist der Text dann, das Jesus Gott ist? Weil die Aussage für ihn "in eigentlicher Weise" gilt. Und woher wissen wir das? Das wird nicht gesagt, aber es muss irgendwo erst einmal angenommen werden, da der Text es nicht aussagt (es sei denn, man entscheidet die Frage bereits vorab beim Übersetzen).
Wenn man von einem normalen menschlichen König etwas sagen kann, dann kann man mit dieser Aussage schlicht und einfach nicht beweisen, dass jemand Gott ist, auch wenn man diese Aussage dann auf jemand anderen überträgt. Denn die Anwendung auf einen normalen Menschen zeigt ganz offensichtlich, dass die Aussage keinen Unterschied zwischen "göttlich" und "menschlich" machen wollte (oder zwischen "göttlich" und "engelhaft").
Wie bereits erwähnt, handelt es sich bei Hebräer 1,8 um ein Zitat aus Psalm 45, 7 (bzw. Vers 6 in der NWÜ). Daher gibt es für diesen Bibeltext zwei verschiedene Kontexte; neben dem Kontext von Hebräer 1, in dem der Satz auf Jesus bezogen wird, gibt es ebenfalls den Kontext von Psalm 45. Worum geht es in diesem Psalm? Beim durchlesen stellt man schnell fest, dass hier die Hochzeit eines jüdischen Königs besungen wird.
Was sagen die Kommentare zu diesem Text? Die eben zitierten Bibel übersetzen hier zwar auch "Dein Thron, oh Gott" bzw. sinngemäß, aber die Kommentare bestätigen das, was ich eben sagte:
Wenn man aber einen Menschen so anreden kann, dann kann man offensichtlich nicht beweisen, dass Jesus Gott ist, bloß weil er so angeredet wurde. Und damit ist dann auch der hauptsächliche Vorwurf gegen die NWÜ hinfällig. Denn wenn die Aussage in Hebräer 1,8=Psalm 45,6 an sich nicht beweisen kann, dass Jesus Gott ist, dann kann die alternative Übersetzung der NWÜ nicht "eine Aussage von Jesu Göttlichkeit" verhüllen, da diese so gar nicht gemacht werden kann. Mit der NGÜ können wir höchstens sagen, dass auch Jesus von Gott eingesetzt wurde und damit als göttlicher Herrscher bezeichnet werden kann.
Na endlich! Jemand gibt zu, dass es zwei Übersetzungsmöglichkeiten gibt und erklärt, warum er sich für eine entschieden hat. Natürlich geschieht so etwas nur in Werken, die der Laie kaum jemals in die Hand nehmen wird, da sie viel zu wissenschaftlich sind. Hier unter Ausschluss der Öffentlichkeit kann man das sagen, was dann von theologischen "Experten" wie L. Gassmann vergessen wird, wenn Hebräer 1,8 kommentarlos als Beweis der Göttlichkeit Jesu angegeben wird (s. Gassmann, Zeugen Jehovas, S.124).
Es ist schön, dass wir überhaupt ein Argument haben, ist es aber auch stichhaltig? Zuerst einmal schon ein wenig. Denn wenn(!) man annimmt, dass es einen parallelen Satzbau zwischen den Versen 6 und 7 geben soll, und wenn(!) man annimmt, dass der Psalmist "deine Pfeile" parallel zu "dein Thron" setzen wollte, dann und nur dann(!) ist die traditionelle Wiedergabe die stichhaltigere.
Das Problem dabei: Es gibt keinen Anhaltspunkt dafür, dass die beiden Verse einen parallelen Satzbau haben. Der Vers 6 besteht (in der LXX) aus einem "verschachtelten" Satz mit mehreren Partizipien und Verb, während der Vers 7 aus zwei Sätzen mit jeweils fehlendem "ist" besteht. Daher ist die zugrunde liegende Annahme des Arguments natürlich sehr dünn und reicht bei weitem nicht aus, um die zweite Alternative als weniger wahrscheinlich zu kennzeichnen.
Ganz unabhängig davon also, welche der beiden Übersetzungsvarianten man wählt, man kann mit Hebräer 1,8 nicht beweisen, dass Jesus Gott ist. Daher kann die NWÜ hier auch nicht mit der alternativen Wiedergabe Jesu "Göttlichkeit verschleiern". Und die Argumente, die für die traditionelle Wiedergabe angegeben werden, sind recht dünn.
2An einigen Stellen in den Psalmen findet man allerdings derartige Konstruktionen; z.B. in Psalm 80,16 (LXX) = 81,15 (NWÜ) = 81,16 (EB).
3Ein Kritiker ist sich anscheinend bewusst, dass man erst einmal begründen muss, dass in unserem Text der Nominativ als Vokativ zu verstehen ist. Daher versucht er das zu tun, was eigentlich immer mein Job ist, nämlich die griechische Er schreibt daher:
Nebenbei gesagt gibt Matthäus 27,46 im gleichen Ausspruch Jesu die Anrede mit einem "echten" Vokativ wieder. Es ist also im NT eher eine Stilfrage, welche Form bevorzugt wird. Und in diesem Punkt kann man sagen, dass der Schreiber des Hebräerbriefs ein sehr gutes und stilsicheres Griechisch benutzte. Aus diesem Grunde sollte man von ihm eher erwarten, dass er einen Vokativ benutzt. Unser Kritiker schreibt weiter:
Mit anderen Worten: Wir erfahren zwar einige (mehr oder weniger) wissenswerte Details zur Anrede im Griechischen, aber der eigentliche Punkt, weswegen der dieser Abschnitt geschrieben wurde, wurde nicht erwähnt nämlich, ob und warum man "Gott" in Hebräer 1,8 als Anrede ansehen muss. Bestenfalls wird hier gezeigt, dass die traditionelle Wiedergabe nicht von vornherein falsch ist. Das hat aber auch niemand behauptet. Und das reicht auch nicht als Begründung, um die NWÜ zu kritisieren. Denn bloß weil noch eine andere Wiedergabe möglich ist, heißt das nicht, dass die Wiedergabe der NWÜ falsch sein muss. Damit ist folgende Schlussfolgerung falsch:
In Wirklichkeit fehlt in diesem Argument die Tatsache, dass die Wiedergabe der NWÜ sprachlich und grammatisch korrekt ist; die " viel stärkeren sachlichen Gründe" werden noch nicht einmal erwähnt. Deswegen ist die Schlussfolgerung vollkommen ungerechtfertigt.
Nebenbei finde ich in der Übersetzung von Buber/Rosenzweig noch eine dritte Variante zu Psalm 45,7, die allein auf dem hebräischen Text beruht:
4Wenn einige (ungenannte) Kritiker behaupten, dass nur Gott auf seinem Thron sitzt, dann ist das so falsch wie unerheblich. Wie nämlich ein anderer Kritiker korrekt feststellt, sitzt Jesus auch auf dem Thron Gottes (Offenbarung 3,21). Außerdem wird in Hebräer 1,8 nicht von Gottes Thron die Rede, sondern von Jesu Thron. Selbst wenn es also wahr wäre, dass niemand auf Gottes Thron sitzt, dann ist das in diesem Zusammanhang unerheblich.
5Diese Fehleinschätzung ist übrigens nicht nur auf Werke für die Öffentlichkeit beschränkt, auch einige Theologen scheinen mit der griechischen Grammatik Probleme zu haben. So können wir in einer theologischen Diplomarbeit zum Thema "Das Gottesverständnis der Zeugen Jehovas" eines gewissen R. Köhler folgendes lesen (S35):
Anscheinend sind auch einige Theologen nicht mehr in der Lage, mit der griechischen Grammatik selbstständig umzugehen, ansonsten hätte dem Diplomanden auffallen müssen, dass er hier den entscheidenden Punkt vergisst und den Nominativ mit einem Vokativ verwechselt.
Gut, weiter schaffe ich es nicht, ohne ernst zu bleiben. Wer hier mit liest, weiß, dass ich eigentlich immer ein (erstaunlich langes) Haar in der Suppe finde, wenn jemand der NWÜ den Vorwurf der Fälschung macht. Bevor dieser Blogeintrag zu seinem Ende kommt, werde ich auch hier das eine oder andere fehlplatzierte Kopfhautprodukt vorstellen. Aber der Reihe nach; vergleichen wir erst einmal den genannten Text in der NWÜ und in der Einheitsübersetzung, dabei sind die strittigen Teile hervorgehoben:
NWÜ:Mit dem Sohn ist natürlich Jesus gemeint1. Je nach Übersetzung sieht man, dass er entweder als Gott angesprochen wurde oder eben nicht. Wie genau lautet der Vorwurf ? Die oben angeführte Seite sagt folgendes aus (Hervorhebungen von mir):
Aber mit Bezug auf den Sohn: „Gott ist dein Thron für immer und ewig, und [das] Zepter deines Königreiches ist das Zepter der Geradheit.
EÜ:
von dem Sohn aber: Dein Thron, o Gott, steht für immer und ewig, und: Das Zepter seiner Herrschaft ist ein gerechtes Zepter.
Die "Neue-Welt-Übersetzung" (NWÜ) der Zeugen Jehovas ist eigentlich keine Übersetzung, sondern eine Fälschung. Hier wird die Heilige Schrift der Lehrmeinung einer Sekte angepasst.Die Seite einer evangelischen Freikirche geht in der Kritik noch einen Schritt weiter:
Es ist schon auffallend, dass die Übersetzung, die die Zeugen Jehovas benutzen, bei Christen auf eine sehr breite und scharfe Kritik stößt. Das muss Gründe haben. Im Folgenden sollen einige wenige Punkte genannt werden.
[...]
NWÜ übersetzt: "Aber mit Bezug auf den Sohn: 'Gott ist dein Thron für immer ...'"
Was soll das bedeuten, Gott zum Thron zu haben? Ist so ein Gedanke nicht der ganzen Heiligen Schrift fremd? Es wird gesagt, dass der Herr Jesus auf dem Thron seines Vaters sitzt (Off 3); aber nicht, dass der Vater oder Gott der Thron ist. Offenbar geschah diese Übersetzung im Hinblick auf die Leugnung der Gottheit Christi, die in diesem Vers nämlich eindrucksvoll bestätigt wird: "In Bezug auf den Sohn aber: 'Dein Thron, o Gott, ist von Ewigkeit zu Ewigkeit'".
"In bezug auf den Sohn: Gott ist dein Thron für immer und ewig." Das ist nun offenkundiger Unsinn; denn was soll das heißen, daß Gott der Thron des Sohnes sei? Soll sich der Sohn auf Gott setzen? Aber so weit werden die wenigsten Zeugen des Wachturmes denken, und so kann sich die NWÜ getrost genügen lassen, mit welchen sprachlichen Kniffen oder inhaltlichen Mißgriffen auch immer, das biblische Zeugnis von der Gottheit Jesu Christi zu verhüllen.Was lernen wir daraus? Abgesehen davon, dass man Zeugen Jehovas als "Zeugen des Wachtturms" bezeichnen und ihnen die Denkfähigkeit absprechen kann, wenn man sie beleidigen will , wird uns mitgeteilt, dass die Wiedergabe in der NWÜ unsinnig ist und die Grundlage für die verwendeten Worte der Wunsch ist, die "Gottheit Jesu" zu leugnen.
Ich werde nun zeigen, dass das so nicht stimmt und nicht stimmen kann. Dazu werde ich zuerst zeigen, was Grammatik und Wortbenutzung uns so alles sagen und damit zeigen, dass die NWÜ hier vollkommen korrekt übersetzt. Und damit nicht genug werde ich anschließend so tun, als ob die oben zitierte Wiedergabe der Einheitsübersetzung die einzig richtige und mögliche ist (obwohl das nicht stimmt), und dann zeigen, dass selbst in diesem Fall der Vers kein "biblisches Zeugnis von der Gottheit Jesu Christi" ist, und dass dies auch weithin bekannt sein sollte.
Grammatik
Wenn wir uns Hebräer 1,8 genauer anschauen, dann sehen wir zwei interessante Eigenschaften der griechischen Sprache in Aktion, die zusammengenommen hier die Übersetzung und das Verständnis etwas erschweren.Der erste Punkt betrifft das Verb. Wenn wir die verschiedenen Übersetzungen vergleichen, sehen wir folgende Verben:
LU, Schlachter2000: währtKeine der genannten Übersetzungen deutet auch nur an, dass es mit dem Verb ein Problem gibt. Daher mag es für den einen oder anderen überraschend sein zu hören, dass der Satz im griechischen Grundtext kein Verb enthält. Ja, du liest richtig, jede Übersetzung benutzt hier ein Verb, dass im Grundtext nicht zu finden ist. Wenn wir die einzelnen Satzteile im Griechischen trennen, dann sehen wir folgendes:
EB, NWÜ: ist
HfA, GN: bleibt bestehen
NGÜ, NeÜ: hat Bestand
EÜ, NL, ZB: steht
Menge: steht fest
ὁ θρόνος σου | ὁ θεὸς | εἰς τὸν αἰῶνα τοῦ αἰῶνος |
Dein Thron | Gott | in alle Ewigkeit |
Das einsetzen eines Verbs, dass im Grundtext nicht vorkommt, ist keine Form des Betrugs, sondern etwas, was Bibelübersetzer ständig machen müssen. Die griechische Sprache des NT ist so flexibel, dass man häufig das Verb nicht schreiben muss. So bestätigt die "griechische Grammatik zum Neuen Testament" von Blass, Debrunner, Rehkopf im §127, dass das wort "estin" = "ist" im griechischen häufig ausgelassen wird und dann vom Leser mitgedacht werden muss. Da wir aber im Deutschen immer ein Verb brauchen, um einen vollständigen Satz zu bekommen, müssen die Übersetzer in ihrem Text das Verb ergänzen.
Nebenbei bemerkt erklärt die o.g. Grammatik ausdrücklich, dass es das Wort "ist" ist, dass in dieser Form im altgriechischen weggelassen werden kann; daher sind die Ergänzungen mit anderen Verben streng genommen nicht mehr von der griechischen Grammatik gedeckt. Da aber der Bedeutungsunterschied, der sich hierdurch ergibt, nur gering ist, will ich daran nicht herum meckern; wir behalten aber für das folgende im Sinn, dass all die anderen Verben, die hier ergänzt werden, lediglich als Umschreibungen für "ist" angesehen werden dürfen, da wir ansonsten das Fundament der griechischen Grammatik verlassen. Man kann daher aus der Verwendung dieser anderen Verben keinerlei Rückschlüsse darauf ziehen, was gemeint sein könnte.
Die NWÜ hat das Verb nun lediglich an einer anderen Stelle ergänzt als alle anderen Übersetzungen. Ist das falsch? Bevor wir das beantworten, schauen wir uns den zweiten interessanten Punkt in diesem Satz an, und das ist das Wort "Gott". Wie das Deutsche auch, werden Substantive im altgriechischen dekliniert. Im Gegensatz zum Deutschen hat das altgriechische aber einen fünften Fall, den Vokativ (hier die volle Deklinationstabelle); dieser Fall wird für die Anrede benutzt.
Nun gibt es ein Problem mit dem Vokativ: In vielen Fällen sieht er genau so aus wie der Nominativ, d.h. ein und dieselbe Deklinationsform diente als Nominativ und Vokativ. Z.B. waren die Formen im Plural immer gleich. Im Singular waren meist nur besondere Vokativ-Formen für die sogenannte o-Deklination vorhanden. Aber häufiger verwendeten die Schriftsteller den Nominativ auch in den Fällen als Anrede, wo es eigentlich eine besondere Vokativ-Form gab (Als Beispiel: Hebräer 10,7). Normalerweise war das kein Problem, da man aus dem Zusammenhang erkennen kann, ob eine Anrede gemeint war oder ein anderer Satzteil.
In unserem Text ist das allerdings (erst einmal) ein Problem, da wir auch noch zusätzlich das Verb ergänzen müssen. Je nachdem, ob wir "Gott" nämlich als Nominativ oder Vokativ ansehen, müssen wir das Verb jeweils an einer anderen Stelle ergänzen, um einen sinnvollen Satz zu erhalten:
Nominativ: Dein Thron ist Gott in alle Ewigkeit
Vokativ: Dein Thron, Gott, ist in alle Ewigkeit
Beides ist also grammatisch möglich. Es schwirren im Internet allerdings noch weitere Texte umher, die die NWÜ für die Wiedergabe dieses Verses kritisieren und die ich nicht zitiert habe. In einigen wird behauptet, dass in unserem Vers ein Vokativ verwendet wird. Das ist eindeutig falsch; der verwendete Fall ist durch die Endung "-os" eindeutig als Nominativ Singular gekennzeichnet, daher kann die NWÜ nicht, wie manchmal behauptet, "aus dem Vokativ einen Nominativ machen", selbst wenn sie wollte. Auch der manchmal gemachte Vorwurf, dass die NWÜ das Wort "ist" einfügt, ist albern, da wir gesehen haben, dass jede Übersetzung ein Verb einfügen muss.3
Du musst das übrigens nicht glauben, bloß weil ich das behaupte. Du kannst das selbst sehen, wenn du im griechischen Grundtext die Wortformen mit der Deklinationstabelle oder mit anderen Stellen vergleichst. In Matthäus 27,46 haben wir so einen echten Vokativ, der folgendermaßen aussieht:
θεέIm Paralleltext von Markus 15,34 wird stattdessen ein Nominativ verwendet:
ὁ θεόςWenn wir nun Hebräer 1,8 und Psalm 45,7 (44,7 in der Septuaginta) und Hebräer 1,8 anschauen, dann kannst du selber vergleichen, welche Wortform du im griechischen Text siehst5.
Da Hebräer 1,8 ein wörtliches Zitat aus Psalm 45,7 ist, ist auch folgendes interessant, was die "Septuaginta Deutsch" zu diesem Vers anmerkt:
Dein Thron ... in Ewigkeit: so aufgrund der Interpunktion in Gö/Ra [einer allgemein verbreiteten Septuagintaausgabe]; die Anrede "Gott" bezieht sich also auf den König. Bei anderer Interpunktion könnte auch übersetzt werden: Gott ist dein Thron von Ewigkeit zu Ewigkeit...Zuerst einmal sehen wir hier, dass die Fachleute unumwunden zugeben können, dass man den Vers so übersetzen kann wie in der NWÜ, sobald es in einer wissenschaftlichen Ausgabe steht, die nicht für die Laien gedacht ist. Wenn wir dann noch wissen, dass die Interpunktion nicht aus den antiken Originalhandschriften stammt sondern von den modernen Herausgebern nach eigenem Verständnis hinzugefügt wird, dann bedeutet das, dass von der Grammatik her nach Meinung der Experten beide Übersetzungsvarianten möglich sind.
Wortverwendung
Aber nachdem wir derartige offensichtlich unberechtigten Kritikpunkte ausgeräumt haben, bleibt immer noch die Frage bestehen, wie der Satz in Hebräer 1,8 nun ursprünglich gemeint gewesen war. Der Satz selber und die darin verwendeten Ausdrücke enthält einige Hinweise, die uns dies andeuten.So hat der Ausdruck "in alle Ewigkeit" eine unterschiedliche Funktion im Satz, je nachdem, welche der beiden Varianten man bevorzugt. Wenn man die Variante der NWÜ nimmt, dann handelt es sich um eine adverbiale Ergänzung; wenn man hingegen die Variante der anderen Übersetzer nimmt, dann handelt es sich (im griechischen Text! Dadurch, dass viele Übersetzer ein anderes Verb einsetzen als im griechischen impliziert, ist dies in den deutschen Übersetzungen nicht der Fall) um ein Prädikatsnomen. Grammatisch ist beides möglich, aber wenn man sich die Wortverwendung betrachtet, dann stellt man fest, dass ähnliche Ausdrücke nirgendwo im NT als Prädikatsnomen verwendet wird, aber häufig als adverbiale Ergänzung2. Wenn also ein Leser auf diesen Ausdruck stieß, dann war es für ihn naheliegend, dass es sich um eine adverbiale Ergänzung handelt, wenn der Kontext nichts anderes andeutet.
Auch der Ausdruck "Gott" gibt uns einen Hinweis. Zwar ist es richtig, dass "Gott" in der Nominativform als Anrede benutzt werden kann, aber fast immer wird das Wort in dieser Form halt doch als Subjekt oder Prädikatsnomen verwendet. Wenn daher ein Leser auf diesen Ausdruck stieß, war er auch geneigt, ihn als Subjekt zu deuten, wenn er keine Hinweise hatte, dass eine Anrede gemeint gewesen sein muss.
Auf der anderen Seite hätte der Verfasser natürlich auch "Gott" in der Vokativform verwenden können, wenn er denn hätte zeigen wollen, dass er den Text so verstanden haben will. Seine Worte nur zwei Verse weiter in Hebräer 1,10 zeigen dies deutlich, da er dort einen Vokativ (diesmal von "kyrios") verwendet. Er hätte dasselbe auch in 1,8 tun können; er hat es aber nicht getan. Anders gesagt, wenn es keine besonderen entgegengesetzten Hinweise im Text gibt, dann führen die zwei genannten Merkmale den Leser dazu, genau die Version als naheliegend anzusehen, die in der NWÜ verwendet wird.
Dem steht nicht entgegen, dass es sich bei dem Satz in Hebräer 1,8 um ein Zitat aus Psalm 45,6 handelt. Der Autor des Hebräerbriefes weicht auch bei anderen Zitaten in Details von dem genauen Wortlaut des Septuagintatextes ab (z.B in Heb 2,6-8 und 2,12), wenn es ihm sinnvoll vorkam; er hätte es also auch hier tun können.
Der einzige Punkt, der überhaupt dazu benutzt werden kann, auf die Idee zu kommen, dass "Gott" in unserem Vers eine Anrede ist, ist das Wörtchen "dein". Allerdings erzwingt dieses Wort nicht, dass man "Gott" als Anrede versteht. Daher kann man auf dieser sprachlichen Ebene die Frage nicht endgültig entscheiden, denn grammatisch sind beide Varianten möglich.
Wenn man sich aber die Kritik an der NWÜ anschaut, dann wird meistens etwas anderes behauptet, nämlich dass nur eine Wiedergabe möglich ist und die Wiedergabe der NWÜ falsch ist. Dabei werden meist die eben genannten Fakten unter den Teppich gekehrt, die dieser Behauptung widersprechen.
Der Thron
In einer der o.g. kritischen Seiten wird folgende Frage gestellt:Das ist nun offenkundiger Unsinn; denn was soll das heißen, daß Gott der Thron des Sohnes sei? Soll sich der Sohn auf Gott setzen?
Gott ist kein Thron, auch wenn er der Thron des Christus ist. |
So besagt z.B. 5.Mose 32,4, dass Gott "ein Fels" sei, was natürlich von niemandem wörtlich genommen wird. Nach Sprüche 18,10 ist Gottes Name "ein Turm", was offensichtlich auch nicht wörtlich verstanden werden kann. Nach Psalm 23 ist Gott "ein Hirte" und niemand glaubt deswegen, dass er mit Heidschnucken durch die Lüneburger Heide läuft. Jeder normale Leser versteht, dass es sich hierbei um Metaphern handelt, die Gott näher beschreiben.
Ähnlich kann man den Ausdruck "Gott ist dein Thron" problemlos als eine Metapher verstehen. So wie ein Thron die Herrschaft eines Königs symbolisiert, so wird durch diesen Satz ausgesagt, dass Gott Jesus die Herrschaft übergibt und garantiert. Dies sollte jedem Bibelleser ohne große Erläuterungen einsichtig sein. In der Realität sind derartige Metaphern natürlich auch den Kritikern dieser Wiedergabe geläufig. Warum sie aber gerade dann den Bibeltext so übertrieben wörtlich verstehen, wenn es darum geht, die NWÜ zu kritisieren, muss das Geheimnis der entsprechenden Personen bleiben.4
Der Inhalt
Einige Kritiker weisen (zurecht) darauf hin, dass die Wiedergabe der NWÜ einen anderen Sinn ergibt als die traditionelle Wiedergabe. Allerdings gehen sie dann fehl, wenn sie daraus schließen (oder besser gesagt: unterstellen), dass die NWÜ falsch liegt. Denn wie wir gesehen haben, sind beide Wiedergaben grammatisch möglich. Dass eine davon nicht die Dreieinigkeit stützt, macht sie nicht falsch. Erst wenn man zeigen kann, dass aus irgendwelchen Gründen eine der Wiedergaben die richtige sein muss, gäbe es ein Argument gegen die NWÜ. Dieses Argument muss sich in irgendeiner Weise auf den Inhalt oder den Kontext beziehen, da die Grammatik nichts zur Entscheidung der Frage hergibt. Ich will daher sehen, was verschiedene Studienbibel zu unserem Vers schreiben.Fangen wir mit der evangelikalen Mac-Arthur-Studienbibel an. Hier finde ich folgenden Kommentar:
aber von dem Sohn. Der Schreiber zitiert Aussagen über den Sohn Gottes aus Ps 45,7.8 und belegt damit die Gottheit und Herrschaft des Sohnes über die Schöpfung (vgl. V. 3). Dass hier der Vater selbst mit seinen eigenen Worten die Gottheit des Sohnes Gottes erklärt, macht den Text umso bedeutsamer (vgl. Jes 9,5; Jer 23,5.6; Joh 5,18; Tit 2,13; 1Joh 5,20).Leider ist das nicht hilfreich. Die entscheidende Frage lautet ja im ersten Schritt: Wie überhaupt kann oder soll der Vers übersetzt werden; diese Frage wird gar nicht gestellt, sondern es wird ohne weiteres vorausgesetzt, dass die trinitarische Übersetzungsvariante allein richtig ist. Außerdem ist der Kommentar auch inhaltlich falsch. Der Abschnitt zu Anfang des Hebräer-Briefs bespricht nicht die Frage, ob Jesus Gott ist, sondern die Frage, ob Jesus eine Stellung hat, die über den Engeln ist.
Der Schreiber belegt erst einmal "nur", dass Jesus über den Engeln steht. Ob damit auch "Göttlichkeit" verbunden ist, hängt aber exakt von Beantwortung der Frage ab, die hier nicht gestellt wurde. Denn wenn man die Übersetzungsvariante der NWÜ annimmt, dann belegt dieser Text nicht Jesu Göttlichkeit, sondern dass Gott die Grundlage seiner Herrschaft ist (was auch zeigen würde, dass er eine Stellung hat, die besser ist als die der Engel, die direkt im Zusammenhang als "Diener" bezeichnet werden). Der Kommentar hier muss also erst einmal (heimlich!) annehmen, dass es im Text um Jesu Göttlichkeit geht, um dann (öffentlich!) so zu tun, als ob es nicht die Annahme wäre sondern der eindeutige Bibeltext aus dem man dann das folgern kann, was man vorher selber als Grundlage zur Übersetzung des Bibeltexts benutzt hat. Eine Begründung, warum man das tun kann, fehlt bei dieser Vorgehensweise naturgemäß.
Auch der Hinweis auf Hebräer 1,3 rettet unseren Vers nicht als "Beweistext" für die "Göttlichkeit" Jesu. Denn wenn unser Vers diese Göttlichkeit nicht selbst aussagt, sondern man erst einmal den Gedanken aus einem anderen Vers "importieren" muss, dann kann Hebräer 1,8 kein Beweistext sein. Ein Beweistext ist nämlich einer, der die zu beweisende Aussage selber enthält oder aus dem man die Aussage schlussfolgern kann. Hier muss kann man die Aussage aber nicht schlussfolgern sondern muss sie aus einer anderen Stelle erst importieren. Dabei ist es nur noch am Rande wichtig, dass auch der Vers 3 selber nicht die Göttlichkeit Jesu beweist, sondern nur der Kommentar dazu eine entsprechende (ebenfalls unbewiesene) Behauptung enthält.
Machen wir weiter mit der katholischen Neuen Jerusalemer Bibel. Hier heiß es zu Hebräer 1,8:
Die Göttlichkeit, die der Psalm in überschwenglicher Ausdrucksweise dem Priesterkönig zuweist, wird hier in strengem Sinne und in herausragender Weise dem Messias-Jesus zugewiesen, vgl. V.3. Der Gott-Christus besitzt eine ewige Herrschaft.Vorab ein Punkt, der mir seltsam vorkommt: Psalm 45 erwähnt keinen "Priester"-König, nur einen normalen "Königs"-König. Woher der Kommentar diese Idee her hat ist mir schleierhaft. Aber im Endeffekt ist das auch egal. Wichtig ist auch hier wieder, dass kein Versuch gemacht wird zu begründen, warum die trinitarische Übersetzungsvariante bevorzugt wird; auch hier wird dies (trotz der grammatischen Probleme) als selbstverständlich vorausgesetzt.
Trotzdem enthält der Kommentar einen wichtigen Punkt: Es wird zugegeben, dass die Worte ursprünglich einem normalen, menschlichen König galten und nicht einer Person des dreieinigen Gottes. Genau darum sind auch ein paar zusätzliche Attribute erforderlich wie "überschwengliche Ausdrucksweise" und "in strengem Sinne und in herausragender Weise", um das eigentliche Problem zu verstecken: "Die Göttlichkeit, die der Psalm dem König zuweist, wird hier Jesus zugewiesen". Wieso also beweist der Text dann, das Jesus Gott ist? Weil die Aussage für ihn "in eigentlicher Weise" gilt. Und woher wissen wir das? Das wird nicht gesagt, aber es muss irgendwo erst einmal angenommen werden, da der Text es nicht aussagt (es sei denn, man entscheidet die Frage bereits vorab beim Übersetzen).
Wenn man von einem normalen menschlichen König etwas sagen kann, dann kann man mit dieser Aussage schlicht und einfach nicht beweisen, dass jemand Gott ist, auch wenn man diese Aussage dann auf jemand anderen überträgt. Denn die Anwendung auf einen normalen Menschen zeigt ganz offensichtlich, dass die Aussage keinen Unterschied zwischen "göttlich" und "menschlich" machen wollte (oder zwischen "göttlich" und "engelhaft").
Wie bereits erwähnt, handelt es sich bei Hebräer 1,8 um ein Zitat aus Psalm 45, 7 (bzw. Vers 6 in der NWÜ). Daher gibt es für diesen Bibeltext zwei verschiedene Kontexte; neben dem Kontext von Hebräer 1, in dem der Satz auf Jesus bezogen wird, gibt es ebenfalls den Kontext von Psalm 45. Worum geht es in diesem Psalm? Beim durchlesen stellt man schnell fest, dass hier die Hochzeit eines jüdischen Königs besungen wird.
Was sagen die Kommentare zu diesem Text? Die eben zitierten Bibel übersetzen hier zwar auch "Dein Thron, oh Gott" bzw. sinngemäß, aber die Kommentare bestätigen das, was ich eben sagte:
Mac-Arthur-Studienbibel: Dein Thron, o Gott. Da dieser königliche Bräutigam wahrscheinlich Mitglied der davidischen Dynastie war (z.B. 2Sam 7), gab es eine nahe und unmittelbare Anwendung (vgl. 1Chr 28,5; 29,23).Und damit kann ich meine Ankündigung vom Anfang wahr machen: Wenn ich annehme, dass diese Übersetzung ("Dein Thron, oh Gott, währt für immer und ewig") die richtige ist, was folgt dann? Es folgt dann, dass ein Mensch, der von Gott in eine hohe Stellung eingesetzt wurde, so angesprochen werden kann. Die NJB fügt noch weitere Beispiele hinzu, wo andere Menschen ähnlich mit dem Titel "Gott" angeredet wurden, ohne dass deswegen irgend jemand sie für den "wahren Gott" hält.
Stuttgarter Erklärungsbibel: Mit Gott dein Thron ist in V.7 nicht Gott angeredet, sondern der König.
Neue Jerusalemer Bibel: Dein Thron, du Göttlicher ... ein solcher protokollarischer Titel konnte in der Tat auf den Messias angewendet werden, Jes 9,5, ebenso wie auf die Führer und Richter, Ex 22,6; Ps 82,6, auf Moses, Ex 4,16;7,1, und auf das Haus Davids, Sach 12,8
Septuaginta Deutsch: ... die Anrede "Gott" bezieht sich also auf den König.
Neue Genfer Übersetzung: Der König wurde von Gott eingesetzt und konnte deshalb als göttlicher Herrscher bezeichnet werden.
Wenn man aber einen Menschen so anreden kann, dann kann man offensichtlich nicht beweisen, dass Jesus Gott ist, bloß weil er so angeredet wurde. Und damit ist dann auch der hauptsächliche Vorwurf gegen die NWÜ hinfällig. Denn wenn die Aussage in Hebräer 1,8=Psalm 45,6 an sich nicht beweisen kann, dass Jesus Gott ist, dann kann die alternative Übersetzung der NWÜ nicht "eine Aussage von Jesu Göttlichkeit" verhüllen, da diese so gar nicht gemacht werden kann. Mit der NGÜ können wir höchstens sagen, dass auch Jesus von Gott eingesetzt wurde und damit als göttlicher Herrscher bezeichnet werden kann.
Ein Argument
Ich will nicht unterschlagen, dass ich in all den betrachteten Kommentaren dann am Ende doch ein echtes Argument gefunden habe, dass sich mit der Frage auseinandersetzt, welche Übersetzungsmöglichkeit denn nun besser ist. Es ist in einer Fußnote der "Septuaginta Deutsch" zu finden und lautet:Bei anderer Interpunktion könnte auch übersetzt werden: Gott ist dein Thron von Ewigkeit zu Ewigkeit; wegen der Parallelität mit V.6a liegt es jedoch näher, "Dein Thron" in Analogie zu "Deine Pfeile" als Subj. des Satzes aufzufassen.
Ein Argument, ein Argument! |
Es ist schön, dass wir überhaupt ein Argument haben, ist es aber auch stichhaltig? Zuerst einmal schon ein wenig. Denn wenn(!) man annimmt, dass es einen parallelen Satzbau zwischen den Versen 6 und 7 geben soll, und wenn(!) man annimmt, dass der Psalmist "deine Pfeile" parallel zu "dein Thron" setzen wollte, dann und nur dann(!) ist die traditionelle Wiedergabe die stichhaltigere.
Das Problem dabei: Es gibt keinen Anhaltspunkt dafür, dass die beiden Verse einen parallelen Satzbau haben. Der Vers 6 besteht (in der LXX) aus einem "verschachtelten" Satz mit mehreren Partizipien und Verb, während der Vers 7 aus zwei Sätzen mit jeweils fehlendem "ist" besteht. Daher ist die zugrunde liegende Annahme des Arguments natürlich sehr dünn und reicht bei weitem nicht aus, um die zweite Alternative als weniger wahrscheinlich zu kennzeichnen.
Ganz unabhängig davon also, welche der beiden Übersetzungsvarianten man wählt, man kann mit Hebräer 1,8 nicht beweisen, dass Jesus Gott ist. Daher kann die NWÜ hier auch nicht mit der alternativen Wiedergabe Jesu "Göttlichkeit verschleiern". Und die Argumente, die für die traditionelle Wiedergabe angegeben werden, sind recht dünn.
Fußnoten
1Weitere Infos auf Englisch zu diesem Vers und der "richtigen" Übersetzung findet man hier.2An einigen Stellen in den Psalmen findet man allerdings derartige Konstruktionen; z.B. in Psalm 80,16 (LXX) = 81,15 (NWÜ) = 81,16 (EB).
3Ein Kritiker ist sich anscheinend bewusst, dass man erst einmal begründen muss, dass in unserem Text der Nominativ als Vokativ zu verstehen ist. Daher versucht er das zu tun, was eigentlich immer mein Job ist, nämlich die griechische Er schreibt daher:
1. Der Vokativ wird im neutestamentlichen Griechisch im Gegensatz zum klassischen Griechischen häufig durch den Nominativ ersetzt. So übersetzt Markus den hebräischen Ruf des Herrn am Kreuz griechisch mit ho theos mou, ho theos mou [hgp: Markus 15,34].Das ist zwar korrekt, aber es fehlt der entscheidende Teil. Denn der Umkehrschluss ist nicht möglich: Nicht überall, wo ein Nominativ steht, muss es sich um eine Anrede handeln. Daher kann zwar in Hebräer 1,8 eine Anrede gemeint sein, muss es aber nicht.
Nebenbei gesagt gibt Matthäus 27,46 im gleichen Ausspruch Jesu die Anrede mit einem "echten" Vokativ wieder. Es ist also im NT eher eine Stilfrage, welche Form bevorzugt wird. Und in diesem Punkt kann man sagen, dass der Schreiber des Hebräerbriefs ein sehr gutes und stilsicheres Griechisch benutzte. Aus diesem Grunde sollte man von ihm eher erwarten, dass er einen Vokativ benutzt. Unser Kritiker schreibt weiter:
Es steht also wie in HEBRÄER 1:8 (und auch HEBRÄER 10:7) der Artikel ho an der Stelle, wo beim Vokativ sonst die Anredepartikel o stehen müßte (so auch in LUKAS 18:11) und statt des Vokativs der Nominativ.Falls man im altgriechischen die Anrede mit dem Nominativ benutzt, dann muss immer der Artikel vor das Substantiv, auch wenn man ihn ansonsten nicht erwarten würde. Aber auch das zeigt nicht, dass "Gott" in Hebräer 1,8 eine Anrede sein muss, da das Wort dort in jedem Fall den Artikel benötigt.
Auch unser Herr sprach Seine Mutter mit bloßem gynai, "Frau", an und ließ dabei die klassisch griechische für den Vokativ geforderte Anredepartikel o weg (JOHANNES 2:4).Wenn man die Anrede im Vokativ benutzt, dann kann man ein "o" vor die Anrede setzen, muss es aber nicht. Im übrigen hat das nichts mit Hebräer 1,8 zu tun, da diese Anredepartikel nicht vor dem Nominativ steht. Daher kann sie in Hebräer 1,8 nicht stehen, ganz gleich, ob man "Gott" nun als Anrede interpretiert oder nicht.
Mit anderen Worten: Wir erfahren zwar einige (mehr oder weniger) wissenswerte Details zur Anrede im Griechischen, aber der eigentliche Punkt, weswegen der dieser Abschnitt geschrieben wurde, wurde nicht erwähnt nämlich, ob und warum man "Gott" in Hebräer 1,8 als Anrede ansehen muss. Bestenfalls wird hier gezeigt, dass die traditionelle Wiedergabe nicht von vornherein falsch ist. Das hat aber auch niemand behauptet. Und das reicht auch nicht als Begründung, um die NWÜ zu kritisieren. Denn bloß weil noch eine andere Wiedergabe möglich ist, heißt das nicht, dass die Wiedergabe der NWÜ falsch sein muss. Damit ist folgende Schlussfolgerung falsch:
Somit haben wir weder aufgrund der fehlenden Vokativ-Artikel o noch der fehlenden Vokativendung sprachliche Ursache - von den noch viel stärkeren sachlichen Gründen ganz zu schweigen -, unseren Vers anders als dargeboten zu übersetzen.Hier wird genau das vorausgesetzt, was bewiesen werden soll, nämlich dass die Übersetzung der NWÜ einen "sprachlichen Kniff oder inhaltlichen Missgriff" handelt und dass die traditionelle Wiedergabe die (einzig) korrekte ist. Damit haben wir (wieder einmal) einen Zirkelschluss vor uns.
In Wirklichkeit fehlt in diesem Argument die Tatsache, dass die Wiedergabe der NWÜ sprachlich und grammatisch korrekt ist; die " viel stärkeren sachlichen Gründe" werden noch nicht einmal erwähnt. Deswegen ist die Schlussfolgerung vollkommen ungerechtfertigt.
Nebenbei finde ich in der Übersetzung von Buber/Rosenzweig noch eine dritte Variante zu Psalm 45,7, die allein auf dem hebräischen Text beruht:
Dein Stuhl ist GottesAuch die französische Originalausgabe der Jerusalemer Bibel übersetzt hier ähnlich (nach der Fußnote der deutschen Ausgabe):
in Zeit und Ewigkeit
Dein Thron ist (wie der Thron) GottesDen griechischen Text kann man allerdings nicht so übersetzen.
4Wenn einige (ungenannte) Kritiker behaupten, dass nur Gott auf seinem Thron sitzt, dann ist das so falsch wie unerheblich. Wie nämlich ein anderer Kritiker korrekt feststellt, sitzt Jesus auch auf dem Thron Gottes (Offenbarung 3,21). Außerdem wird in Hebräer 1,8 nicht von Gottes Thron die Rede, sondern von Jesu Thron. Selbst wenn es also wahr wäre, dass niemand auf Gottes Thron sitzt, dann ist das in diesem Zusammanhang unerheblich.
5Diese Fehleinschätzung ist übrigens nicht nur auf Werke für die Öffentlichkeit beschränkt, auch einige Theologen scheinen mit der griechischen Grammatik Probleme zu haben. So können wir in einer theologischen Diplomarbeit zum Thema "Das Gottesverständnis der Zeugen Jehovas" eines gewissen R. Köhler folgendes lesen (S35):
1.2.2.4.7 Hebr 1,8Was ist hier schief gelaufen? Der angehende Diplom-Theologe hat (anscheinend ohne selber darüber nachzudenken) eine Interlinearübersetzung zitiert, die wieder eine der beiden Übersetzungsmöglichkeit benutzt, ohne dass ein Hinweis darauf gegeben wird, dass es eine alternative Übersetzungsmöglichkeit gibt. Der Diplomand hat die Aussage der Interlinearübersetzung fälschlicherweise mit dem Urtext gleichgesetzt, ohne zu bemerken oder zu bedenken, dass es einen Unterschied gibt, weil der Urtext eben zwei Übersetzungsmöglichkeiten zulässt. Dabei ist ihm noch nicht einmal aufgefallen, dass der Urtext nicht sagt: "o Gott", sondern: "der Gott".
NWÜ: Aber mit Bezug auf den Sohn: „Gott ist dein Thron für immer und ewig, und [das] Zepter deines Königreiches ist das Zepter der Geradheit (...).“
EÜ: von dem Sohn aber: Dein Thron, o Gott, steht für immer und ewig, und: Das Zepter seiner Herrschaft ist ein gerechtes Zepter.
NA: πρὸς δὲ τὸν υἱόν· ὁ θρόνος σου ὁ θεὸς εἰς τὸν αἰῶνα τοῦ αἰῶνος, καὶ ἡ ῥάβδος τῆς εὐθύτητος ῥάβδος τῆς βασιλείας σου.
ILÜ [=Interlinearübersetzung, hgp]: andererseits in bezug auf den Sohn: - Dein Thron, o Gott, (steht) in die Ewigkeit der Ewigkeit, und der Stab der Geradheit [= Gerechtigkeit] (ist der) Stab [= das Zepter] -deines Reiches.
Während der Urtext und die Einheitsübersetzung zum Ausdruck bringen, daß Christi (=
Gottes) Thron für immer und ewig steht, sagt die Neue-Welt-Übersetzung, daß Gott für
immer und ewig der Thron für Christus sei.
Anscheinend sind auch einige Theologen nicht mehr in der Lage, mit der griechischen Grammatik selbstständig umzugehen, ansonsten hätte dem Diplomanden auffallen müssen, dass er hier den entscheidenden Punkt vergisst und den Nominativ mit einem Vokativ verwechselt.
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