Dienstag, 13. November 2012
Bin ich ein Zeuge Jehovas?
hgp, 09:25h
Ich erhalte häufiger Mails von Personen, die mich fragen: Bist du Zeuge Jehovas? Einige dieser Personen scheinen ganz aufrichtig daran interessiert zu sein, was ich bin, bei anderen bin ich mir über ihre Beweggründe nicht so sicher und hin und wieder sind welche dabei, da bin ich mir sicher, dass ihre Absichten nicht zu meinem Vorteil sind. Natürlich war deine Mail in der ersten Kategorie. Grundsätzlich antworte ich auf solche Fragen nicht. Die Gründe dafür will ich hier erläutern. Denn Identität und Image im Internet sind nicht so einfach, wie das im wirklichen Leben ist.
Zum ersten ist da die Frage: Was ist im (halb-) anonymen Raum des Internets eine Deklaration dieser Art überhaupt wert? Ich meine, Osama bin Laden hätte kein Problem, den Satz: "Ich bin Zeuge Jehovas" in eine E-Mail zu schreiben1. Was beweist das aber? Dass er Zeuge Jehovas ist? Oder dass man im Internet einfach etwas behaupten kann, ohne dass andere einfach die Wahrheit meiner Aussage prüfen können. Was wäre dir also eine Antwort von mir wert, die lautet: "Ich bin Zeuge Jehovas"? Du bist nicht schlauer als vorher, du weißt, dass ich entweder ein ehrlicher Zeuge Jehovas oder ein mehr oder weniger geschickter Lügner bin. Aber um das zu wissen, musst du die Frage nicht stellen, oder?
Und damit komme ich zu einem Grundsatz aus der Bergpredigt, den man hier auch anwenden kann: "An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen". Versuche es, wenn du wissen willst, was ich bin. "Früchte" sind hier natürlich eine Metapher für das, was eine Person hervorbringt: seine Worte und Taten. Schau dir meine Früchte an. Es sollte inzwischen genug hier auf dem Blog an Fallobst herumliegen, dass du testen kannst. Je mehr ein Mensch redet (bzw. schreibt), umso besser kann man erkennen, was er für ein Mensch ist. Wenn du also wissen willst, was ich bin, dann musst du dir die Arbeit machen zu prüfen, was ich so schreibe und für dich zu entscheiden, ob meine Früchte zeigen, dass ich es wert bin, dass du dich mit mir beschäftigst.
Natürlich kann man versuchen, seine wahre Natur zu verbergen, und genügend Internetbewohner tun genau dies (Ein besonders schockierender Fall). Natürlich könnte ich ja ein böser Abtrünniger sein, der mit dieser Seite versucht, arglose Zeugen Jehovas auf das Glatteis zu führen. Woran willst du erkennen, dass das nicht so ist? Weil ich dir sage, dass ich es nicht bin? Hervorragend, dann habe ich hier noch meine Eigentumsrechte am deutschen Reichstag, die ich dir für wenig Geld verkaufen könnte. Es erfordert einiges an Geschicklichkeit, um im Internet allein an den Worten einer Person erkennen zu können, ob jemand es ehrlich meint. Im wirklichen Leben ist das viel einfacher, da wir dort viel mehr als nur Worte haben. Wir haben dort seine Gesten, das Aussehen, die Stimme, sein Verhalten gegenüber anderen Menschen, die Meinung anderer realer Personen über ihn, die wir mit seinen Worten vergleichen können. Hier im Internet kannst du das nicht.
Hier im Netz kann man nur Worte miteinander vergleichen und schauen, ob diese im Widerspruch zueinander stehen. Und da gilt natürlich, dass es eine gewisse Anstrengung2 erfordert, ein falsches Bild von sich selber zu vermitteln. Je länger man es versucht, desto wahrscheinlicher schleichen sich Fehler ein. Man muss allerdings sehr aufmerksam lesen. Und das kostet Zeit; Zeit, die du möglicherweise nicht hast oder die du für etwas sinnvolleres verwenden willst.
Außerdem gibt es natürlich noch das gegenteilige Problem: Wenn mir jemand schreibt: "Hallo hgp, ich bin Zeuge Jehovas! Und du?", dann habe ich rund zwei Sätze, um daraus zu schlussfolgern, ob du es ehrlich meinst, oder ob du versuchst mich zu hintergehen. Ich bin gerne davon überzeugt, dass du es ehrlich mit mir meinst und mich kennenlernen willst. Aber wie kann ich aus diesen Mails den einen herausfiltern, der versucht, mich zu hintergehen? Es geht nicht. Die einzige Antwort darauf lautet deshalb für mich: Ich kann auf derartige Mails nicht antworten. Das ist also nicht persönlich gemeint.
Es ist also auf diesem Blog genauso wie überall im Internet: Pass auf, was du liest. Niemand muss der sein, für den er sich ausgibt. Wenn du ernste Zweifel hast, ob es jemand ehrlich mit dir meint, dann beende den Kontakt (natürlich höflich!). Es gibt im wirklichen Leben genug Menschen, mit denen man echten wertvollen Kontakt haben kann; und es ist dort viel einfacher, einen sinnvollen Kontakt herzustellen.
Andererseits kann man noch fragen: Warum sagst du nicht einfach, wer du bist? Ich könnte problemlos schreiben: "Ich heiße Angela Merkel und wohne Berlin-Mitte". Du könntest dann problemlos in den nächstgelegenen Königreichssaal4 gehen und nach mir fragen. In der einen Richtung wäre das Problem damit gelöst. In der anderen Richtung hätte ich das Problem damit aber vergrößert. Jeder anonyme Internetnutzer mit zweifelhaften Absichten hätte keinerlei Problem mehr dabei, mich zu identifizieren, meine Adresse5 und Telefonnummer6 herauszufinden, und mir ohne Mühe jede Menge Probleme zu bereiten. Und es wären dann die Sorte Probleme, die man nicht mehr einfach mit einem besseren Spam-Filter lösen kann, sondern solche, die mir im wirklichen Leben Stress und Nerven kosten würden....
Und natürlich ist ein cooles Gefühl, wenn man eine geheime Identität hat und dann in der Bat-Höhle sitzt und im eigenen Bat-Blog seine Beiträge schreiben kann;o)
1 Außer den offensichtlichen Problemen, dass er kein Deutsch kann und tot ist, natürlich!
2 Es gibt natürlich solche, die das jeden Tag üben und nach einer gewissen Zeit können sie es relativ leicht und einfach3.
3 Z.B. solche, die im alltäglichen Leben gegenüber ihrer Familie und ihrer Versammlung so tun, als ob sie Zeugen Jehovas wären, und im Internet dann ihre eigentliche genau entgegengesetzte Meinung verbreiten. Wer das lernt, der kann auch eine E-Mail schreiben, die andere in die Irre führt.
4 Hier
5 Hier
6 Hier
An seinen Früchten werdet ihr hgp erkennen |
Und damit komme ich zu einem Grundsatz aus der Bergpredigt, den man hier auch anwenden kann: "An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen". Versuche es, wenn du wissen willst, was ich bin. "Früchte" sind hier natürlich eine Metapher für das, was eine Person hervorbringt: seine Worte und Taten. Schau dir meine Früchte an. Es sollte inzwischen genug hier auf dem Blog an Fallobst herumliegen, dass du testen kannst. Je mehr ein Mensch redet (bzw. schreibt), umso besser kann man erkennen, was er für ein Mensch ist. Wenn du also wissen willst, was ich bin, dann musst du dir die Arbeit machen zu prüfen, was ich so schreibe und für dich zu entscheiden, ob meine Früchte zeigen, dass ich es wert bin, dass du dich mit mir beschäftigst.
Es ist nicht so einfach, eine geheime Identität zu bewahren, wenn man sein Bild auf seinem Blog veröffentlich |
Hier im Netz kann man nur Worte miteinander vergleichen und schauen, ob diese im Widerspruch zueinander stehen. Und da gilt natürlich, dass es eine gewisse Anstrengung2 erfordert, ein falsches Bild von sich selber zu vermitteln. Je länger man es versucht, desto wahrscheinlicher schleichen sich Fehler ein. Man muss allerdings sehr aufmerksam lesen. Und das kostet Zeit; Zeit, die du möglicherweise nicht hast oder die du für etwas sinnvolleres verwenden willst.
Außerdem gibt es natürlich noch das gegenteilige Problem: Wenn mir jemand schreibt: "Hallo hgp, ich bin Zeuge Jehovas! Und du?", dann habe ich rund zwei Sätze, um daraus zu schlussfolgern, ob du es ehrlich meinst, oder ob du versuchst mich zu hintergehen. Ich bin gerne davon überzeugt, dass du es ehrlich mit mir meinst und mich kennenlernen willst. Aber wie kann ich aus diesen Mails den einen herausfiltern, der versucht, mich zu hintergehen? Es geht nicht. Die einzige Antwort darauf lautet deshalb für mich: Ich kann auf derartige Mails nicht antworten. Das ist also nicht persönlich gemeint.
Sollte ich meine geheime Identität aufgeben? |
Andererseits kann man noch fragen: Warum sagst du nicht einfach, wer du bist? Ich könnte problemlos schreiben: "Ich heiße Angela Merkel und wohne Berlin-Mitte". Du könntest dann problemlos in den nächstgelegenen Königreichssaal4 gehen und nach mir fragen. In der einen Richtung wäre das Problem damit gelöst. In der anderen Richtung hätte ich das Problem damit aber vergrößert. Jeder anonyme Internetnutzer mit zweifelhaften Absichten hätte keinerlei Problem mehr dabei, mich zu identifizieren, meine Adresse5 und Telefonnummer6 herauszufinden, und mir ohne Mühe jede Menge Probleme zu bereiten. Und es wären dann die Sorte Probleme, die man nicht mehr einfach mit einem besseren Spam-Filter lösen kann, sondern solche, die mir im wirklichen Leben Stress und Nerven kosten würden....
Und natürlich ist ein cooles Gefühl, wenn man eine geheime Identität hat und dann in der Bat-Höhle sitzt und im eigenen Bat-Blog seine Beiträge schreiben kann;o)
1 Außer den offensichtlichen Problemen, dass er kein Deutsch kann und tot ist, natürlich!
2 Es gibt natürlich solche, die das jeden Tag üben und nach einer gewissen Zeit können sie es relativ leicht und einfach3.
3 Z.B. solche, die im alltäglichen Leben gegenüber ihrer Familie und ihrer Versammlung so tun, als ob sie Zeugen Jehovas wären, und im Internet dann ihre eigentliche genau entgegengesetzte Meinung verbreiten. Wer das lernt, der kann auch eine E-Mail schreiben, die andere in die Irre führt.
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