Montag, 3. August 2009
6000 : 0 - und trotzdem nicht gewonnen
hgp, 15:29h
Teil 1 zu diesem Artikel...
Unser Kritiker des Tages (uKdT) schreibt:
Zuerst einmal behaupten Zeugen Jehovas natürlich nicht, dass es griechische Manuskripte des NT mit dem Tetragrammaton gebe. UKdt widerlegt damit eine Behauptung, die niemand aufgestellt hat. Er hat natürlich recht, dass es unter den griechischen Manuskripten des NT keines mit dem Tetragrammaton gibt.
Deswegen wollen wir kurz einmal sehen, warum diese beeindruckenden ca. 6000 Manuskripte keinerlei Aussagekraft für die Frage haben: Enthielten die Urschriften des NT das Tetragrammaton und kann man daher den Namen Gottes in eine Übersetzung des NT einfügen?
Wie ich im Teil 1 zeigte, lässt der Manuskriptbefund (so man ihn denn ernst nimmt) nur den Schluss zu, dass Heidenchristen im zweiten Jahrhundert das Tetragrammaton aus der Septuaginta getilgt haben.
Die Preisfrage lautet nun: wer schrieb im zweiten Jahrhundert das NT ab? Richtig, es waren die selben Heidenchristen, die das Tetragrammaton aus der LXX rausgestrichen haben und mit "kyrios" ersetzt haben. Und daher ist die einzige sichere Aussage, die wir machen können, wenn wir in einem Manuskript des NT "kyrios" lesen: Entweder die Abschreiber im zweiten Jahrhundert haben hier einfach "kyrios" abgeschrieben, oder sie haben wie in der LXX das Tetragrammaton durch "kyrios" ersetzt. Wir haben ein Manuskript aus der Zeit, als diese Änderung noch nicht durchgeführt wurde, und in diesem gibt es leider keine Stelle, in der entweder das Tetragrammaton oder "kyrios" enthalten ist.
Da wir anhand des Textes der vorliegenden Manuskripte nicht erkennen können, was ursprünglich geschrieben wurde, ist es vernünftig dies aufgrund des Kontextes zu rekonstruieren. Es ist unstrittig, dass "kyrios" an vielen Stellen an Stellen steht, wo Jehova gemeint ist. In diesem Sinne "bedeutet" hier "kyrios" ohnehin "Jehova".
Das Tetragrammaton ist der einzige Fall, in dem der vorliegende Handschriftenbefund überhaupt eine Änderung anzeigt. Niemand kann einen auch nur annähernd vergleichbaren Fall für irgendeine andere Änderung in der Handschriftenüberlieferung vorweisen. Daher ist dieser Einwand nicht gerechtfertigt.
Es bleibt natürlich noch die Frage bestehen: wie kann man denn dann herausfinden, wo denn nun genau das Tetragrammaton gestanden hat? Dazu schreibe ich dann das nächste mal etwas.
Unser Kritiker des Tages (uKdT) schreibt:
Im Unterschied zur Septuaginta existiert für das griechische Neue Testament unter Tausenden von Papyri nicht ein einziger Handschriften-Fund, in dem das Tetragramm erscheinen würde. Anderslautende Behauptungen sind reine Spekulation.Ein anderer Kritiker (Materialdienst der EZW, Januar 2006, S. 19f) schreibt etwas ähnliches:
Zuerst einmal behaupten Zeugen Jehovas natürlich nicht, dass es griechische Manuskripte des NT mit dem Tetragrammaton gebe. UKdt widerlegt damit eine Behauptung, die niemand aufgestellt hat. Er hat natürlich recht, dass es unter den griechischen Manuskripten des NT keines mit dem Tetragrammaton gibt.
Deswegen wollen wir kurz einmal sehen, warum diese beeindruckenden ca. 6000 Manuskripte keinerlei Aussagekraft für die Frage haben: Enthielten die Urschriften des NT das Tetragrammaton und kann man daher den Namen Gottes in eine Übersetzung des NT einfügen?
Wie ich im Teil 1 zeigte, lässt der Manuskriptbefund (so man ihn denn ernst nimmt) nur den Schluss zu, dass Heidenchristen im zweiten Jahrhundert das Tetragrammaton aus der Septuaginta getilgt haben.
Die Preisfrage lautet nun: wer schrieb im zweiten Jahrhundert das NT ab? Richtig, es waren die selben Heidenchristen, die das Tetragrammaton aus der LXX rausgestrichen haben und mit "kyrios" ersetzt haben. Und daher ist die einzige sichere Aussage, die wir machen können, wenn wir in einem Manuskript des NT "kyrios" lesen: Entweder die Abschreiber im zweiten Jahrhundert haben hier einfach "kyrios" abgeschrieben, oder sie haben wie in der LXX das Tetragrammaton durch "kyrios" ersetzt. Wir haben ein Manuskript aus der Zeit, als diese Änderung noch nicht durchgeführt wurde, und in diesem gibt es leider keine Stelle, in der entweder das Tetragrammaton oder "kyrios" enthalten ist.
Da wir anhand des Textes der vorliegenden Manuskripte nicht erkennen können, was ursprünglich geschrieben wurde, ist es vernünftig dies aufgrund des Kontextes zu rekonstruieren. Es ist unstrittig, dass "kyrios" an vielen Stellen an Stellen steht, wo Jehova gemeint ist. In diesem Sinne "bedeutet" hier "kyrios" ohnehin "Jehova".
Wie kann ich dann noch irgend etwas glauben?
Ein beliebter Einwand gegen das vorgesagte lautet: "wenn ich anfange den Text des NT zu ändern, dann ist der Beliebigkeit Tür und Tor geöffnet. Wir könnten jeden Vers, 'der uns nicht passt' einfach wegändern". Ist dieser Einwand aber korrekt?Das Tetragrammaton ist der einzige Fall, in dem der vorliegende Handschriftenbefund überhaupt eine Änderung anzeigt. Niemand kann einen auch nur annähernd vergleichbaren Fall für irgendeine andere Änderung in der Handschriftenüberlieferung vorweisen. Daher ist dieser Einwand nicht gerechtfertigt.
Es bleibt natürlich noch die Frage bestehen: wie kann man denn dann herausfinden, wo denn nun genau das Tetragrammaton gestanden hat? Dazu schreibe ich dann das nächste mal etwas.
...3665 x aufgerufen