Dienstag, 28. Juli 2009
Matthäus 28,20 - das Ende der Welt?
hgp, 21:37h
Ein Kritiker der NWÜ schreibt[1]:
Das Problem bei diesem Argument liegt darin, dass Wörter aus zwei Sprachen (systematisch :o) miteinander verwechselt werden. Deutlich wird dies, wenn wir versuchen, das jeweils gemeinte Wort ausdrücklich zu nennen:
Kann man das griechische Wort "systema" mit dem deutschen "System" in einen Topf werfen? In einem Wörterbuch finde ich folgende Definition[2]:
Dies ist übrigens kein Einzelfall; wenn man z.B. Lukas 12,42 im griechischen Original liest, findet man das Wort "apotheke". Niemand käme natürlich "aus Respekt vor dem Willen" des Autors auf die Idee, man müsse hier "Apotheke" übersetzen. Stattdessen wird jeder vernünftige Mensch "Scheune" oder "Vorratskammer" übersetzen.
Natürlich weiß ein Theologe so etwas. Warum also "verwechselt" er Worte aus zwei Sprachen, wenn er damit die NWÜ kritiseren kann? Vergesslichkeit...? Böser Wille? Oder einfach Unfähigkeit?
Welches es auch sein mag, dieses Beispiel zeigt mir, dass ich auch "Experten" nicht trauen kann, wenn es um Kritik an der NWÜ geht.
Am Rande sei noch angemerkt, dass unser Kritiker Matthäus 28,20 anscheinend aus dem Gedächtnis zitiert, da der Text in der ansonsten in seinem Aufsatz verwendeten Lutherbibel etwas anders lautet. Anders gesagt: Hier hat jemand gearbeitet, der es nicht einmal nötig hatte, die Bibel aufzuschlagen.
[1]Materialdienst der ezw, Januar 2006, S.20
[2]Griechisch-deutsches Schul- und Handwörterbuch von Wilhelm Gemoll, 9. Aufl.
Oder wenn die bekannten Worte des auferstandenen Jesus "Ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt" in der NWÜ lauten: "...bis zum Abschluss des Systems der Dinge" (Matth 28,20)?[...] Übrigens, das Wort "System" kommt aus dem griechischen. Schon die Schreiber des Neuen Testaments hätten es also verwenden können. Sie taten es nicht! Sollten heutige Übersetzer nicht ihren Willen respektieren?Der Autor dieser Zeilen hat einen Doktortitel als Theologe. Daher gehe ich davon aus, dass er über Bibelübersetzung hinreichend genug Bescheid weiß, um keine Anfängerfehler zu machen.
Das Problem bei diesem Argument liegt darin, dass Wörter aus zwei Sprachen (systematisch :o) miteinander verwechselt werden. Deutlich wird dies, wenn wir versuchen, das jeweils gemeinte Wort ausdrücklich zu nennen:
Übrigens, das [deutsche] Wort "System" kommt aus dem griechischen. Schon die Schreiber des Neuen Testaments hätten es [das griechische Wort "systema"] also verwenden können. Sie taten es nicht! Sollten heutige Übersetzer nicht ihren Willen [bzgl. des griechischen Wortes] respektieren?Schon das erste "es" ist bewusst doppeldeutig. Natürlich konnten die Schreiber des NT nur griechische und keine deutschen Worte verwenden. Da aber der vorhergehende Satz nur sinnvoll ist, wenn weiterhin vom deutschen Wort die Rede ist, ergänzt man ganz unwillkürlich "Schon die Schreiber des Neuen Testaments hätten [das deutsche Wort "System"] also verwenden können." was zwar Unsinn ist, aber nicht weiter auffällt, da man im nächsten Satz liest: "Sollten heutige Übersetzer nicht ihren Willen respektieren?" Dies ist natürlich nur sinnvoll, wenn es um das deutsche Wort geht, da die Übersetzer natürlich nur durch die Benutzung deutscher Wörter ihren "Respekt" bzw. Mangel desselben zeigen könnten.
Kann man das griechische Wort "systema" mit dem deutschen "System" in einen Topf werfen? In einem Wörterbuch finde ich folgende Definition[2]:
systemaAbgesehen davon, dass beide Worte ähnlich klingen und historisch vor Jahrtausenden den gleichen Ursprung haben, gibt es keine Gemeinsamkeit in der Bedeutung.
Bildung, Gebilde; im bes.
a. Abteilung, Gruppe, Kollegium, Korporation, [...]
b. Verfassung.
c. in der Musik: Tonsystem, Akkord.
Dies ist übrigens kein Einzelfall; wenn man z.B. Lukas 12,42 im griechischen Original liest, findet man das Wort "apotheke". Niemand käme natürlich "aus Respekt vor dem Willen" des Autors auf die Idee, man müsse hier "Apotheke" übersetzen. Stattdessen wird jeder vernünftige Mensch "Scheune" oder "Vorratskammer" übersetzen.
Natürlich weiß ein Theologe so etwas. Warum also "verwechselt" er Worte aus zwei Sprachen, wenn er damit die NWÜ kritiseren kann? Vergesslichkeit...? Böser Wille? Oder einfach Unfähigkeit?
Welches es auch sein mag, dieses Beispiel zeigt mir, dass ich auch "Experten" nicht trauen kann, wenn es um Kritik an der NWÜ geht.
Am Rande sei noch angemerkt, dass unser Kritiker Matthäus 28,20 anscheinend aus dem Gedächtnis zitiert, da der Text in der ansonsten in seinem Aufsatz verwendeten Lutherbibel etwas anders lautet. Anders gesagt: Hier hat jemand gearbeitet, der es nicht einmal nötig hatte, die Bibel aufzuschlagen.
[1]Materialdienst der ezw, Januar 2006, S.20
[2]Griechisch-deutsches Schul- und Handwörterbuch von Wilhelm Gemoll, 9. Aufl.
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