Mittwoch, 9. Dezember 2009
Wein-8N
Wie wir alle wissen, feiern Zeugen Jehovas kein Weihnachten. Zur Begründung machen sie darauf aufmerksam, dass das Datum des Weihnachtsfestes offensichtlich nichts mit Jesu Geburt zu tun hat. Außerdem begründen sie ihre Ablehnung damit, dass fast alles am Weihnachtsfest einen heidnischen unchristlichen Ursprung hat.

Unser bereits bekannter Kritiker meint nun aber, dass diese Begründung nicht stichhaltig sei. Er bestreitet nicht die Ursprünge des Festes, meint aber, dass diese für Christen nicht relevant seien. Dabei verstrickt er sich aber leider in einer Unmenge von fehlgeleiteten Annahmen und Schlussfolgerungen. Ich will diese im folgenden aus der Perspektive erläutern, die er auch vertritt, dass nämlich die Bibel für Christen bindend ist.

Wo liegt das Problem

Zu erst mal missversteht unser Kritiker die Argumentation, die Zeugen Jehovas verwenden, wenn er schreibt:
In der Literatur der Zeugen Jehovas wird viel Energie darauf verwendet, einen heidnischen Ursprung für Weihnachen, Ostern und andere Festlichkeiten nachzuweisen. Die Schlussfolgerung ist dann: Was einen heidnischen Ursprung hat, muss gemieden werden.
Hierbei vergisst er das entscheidende Detail: Es geht nicht darum alles abzulehnen, was ursprünglich von einem Heiden stammt. Es geht ausschließlich um religiöse Lehren, Zeremonien und Bräuche, die in der christlichen Anbetung Gottes verwendet werden. Diese dürfen ihren Ursprung nicht in den Lehren, Zeremonien und Bräuchen nichtchristlicher Religionen haben. Das grundlegende Problem ist die Vermischung der biblischen Religion mit den unbiblischen Religionen.

Eine Ursache des Problems besteht darin, dass der Kritiker das Buch "Unterredungen anhand der Schriften" als Grundlage benutzt. Dieses Buch enthält stichpunktartig Hinweise zu Themen, die zwischen Zeugen Jehovas und der allgemeinen Öffentlichkeit umstritten sind. Das Buch vertraut darauf, dass der Leser Zeuge Jehovas ist, die dahinterliegende Argumentation kennt, und daher die kurzen Hinweise richtig versteht. Außenstehenden, die mit den Lehren der Zeugen Jehovas nicht vertraut sind, gelingt dies häufig nicht, wie der vorliegende Fall deutlich zeigt.

Daher sind natürlich Beispiele wie das Schachspiel, das Würfelspiel und das Kartenspiel am Thema vorbei; kein Zeuge Jehovas käme auch nur im entferntesten auf die Idee diese Spiele als Bestandteil seines Gottesdienstes anzusehen. Auch die Krawatte hat ihren Ursprung nicht in einem außerchristlichen religiösen Brauch und ist daher genauso wenig vergleichbar.

das goldene Kalb

Als nächstes missversteht unser Kritiker, warum die Geschichte vom goldenen Kalb relevant ist:
Bei dieser Argumentation wird allerdings etwas sehr wichtiges übersehen. Der Fehler der Israeliten bestand nicht darin, von irgendwo ein Fest zu übernehmen und dieses umzubenennen. Ihr Fehler bestand darin, sich ein Götzenbild zu machen und damit gegen ein Verbot zu verstoßen, das Gott erst kurz zuvor klar und deutlich ausgesprochen hatte:
Was die Geschichte mit dem goldenen Kalb klar macht, ist, dass man nicht einfach etwas tun kann, was Gott missfällt und Gott es akzeptiert, weil man es für ihn oder in seinem Namen tut. Die entscheidende Frage vergisst er aber: Missfallen die heidnischen Ursprünge des Weihnachtsfestes Gott oder sind sie ihm egal?

Hierzu führt das zitierte Unterredungs-Buch direkt im Zusammenhang mit dieser Geschichte folgenden Bibeltext an:
2.Korinther 6,14-17:
14 Geht nicht unter fremdartigem Joch mit Ungläubigen! Denn welche Verbindung haben Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit? Oder welche Gemeinschaft Licht mit Finsternis?15 Und welche Übereinstimmung Christus mit Belial? Oder welches Teil ein Gläubiger mit einem Ungläubigen? 16 Und welchen Zusammenhang der Tempel Gottes mit Götzenbildern? Denn wir sind der Tempel des lebendigen Gottes; wie Gott gesagt hat: "Ich will unter ihnen wohnen und wandeln, und ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein." 17 Darum geht aus ihrer Mitte hinaus und sondert euch ab!, spricht der Herr. Und rührt Unreines nicht an! Und ich werde euch annehmen
In diesem Text formuliert Paulus einen Grundsatz, der für Christen gültig ist: nichts in religiöser Hinsicht unreines anrühren. Dies wird als Erfordernis hingestellt, damit man von Gott angenommen werden kann. Und im Kontext wird klar gemacht, dass es um Synkretismus (die Vermischung unterschiedlicher Religionen) geht.

Die Fragen lauten also: Sieht Jehova die heidnischen Bräuche als rein an, die dem Weihnachtsfest zugrunde liegen oder verurteilt er sie als unchristlich? Nach dem o.g. Text gibt es keinen Weg, auf dem Gott unchristliche Bräuche, Lehren und Zeremonien als rein akzeptieren würde. Und hierin liegt das eigentliche Problem. Die Israeliten haben mit dem goldenen Kalb etwas vergleichbares getan, wobei sie zusätzlich noch das Gebot gegen Götzen ignorierten.

Ändert Gott mit der Zeit seine Meinung zu derartigen Bräuchen? Ein Problem dabei ist, dass zur Zeit, als die Bräuche eingeführt wurden, ihre heidnischen Wurzeln noch offensichtlich waren. Also hätten sie damals gar nicht erst eingeführt werden dürfen. Es war damals eindeutig falsch und widersprach den biblischen Geboten. Zu sagen, dass Gott nach soooo langer Zeit das gleiche jetzt akzeptiert, bedeutet zu behaupten, dass Gott unchristliches Verhalten akzeptiert, wenn Christen es bloß hartnäckig genug treiben. Für mich ist das eine unrealistische Option.

Nebenbei bemerkt ist auch der Vergleich zu strengen muslimischen Regeln sinnlos, da Moslems die Bibel nicht zur Grundlage ihrer Gebote machen und Zeugen Jehovas eine klare biblische Grundlage dafür haben, Weihnachten nicht zu feiern.

was ist mit dem Wort "Gott"

Was ist mit dem Wort "Gott", dass nach den Quellen unseres Kritikers einen heidnischen Ursprung hatte? Zuerst einmal ist auch ein Wort an sich kein religiöser Brauch. Nebenbei sind etymologische Ableitungen keine sicheren Tatsachen sondern (gut begründete) Vermutungen. Außerdem haben wir ausreichend biblische Beispiele im AT, dass Götzen mit dem gleichen Wort "Gott" bezeichnet wurden, dass auch für Jehova verwendet wird. Anscheinend hatte Jehova nichts dagegen, dass er in der Bibel mit einem Wort bezeichnet wird, dass auch für Götzen verwendet wurde.

Im griechischen Text der Bibel wird ebenfalls das Wort "theos" benutzt, dass ursprünglich von heidnischen Griechen für ihre heidnischen Götter verwendet wurde. Wir haben also genügend GRünde anzunehemen, dass Jehova etwas derartiges nicht verurteilt, da er es ansonsten selbst nicht in der Bibel zugelassen hätte.

Daher geht auch dieser Einwand am eigentlichen Thema vorbei. Wer das Wort "Gott" benutzt, tut etwas, was Gott in der Bibel selbst tut, auch dann wenn das Wort ursprünglich von Heiden für heidnische Götter verwendet wurde. Im Gegensatz dazu wird die Verwendung heidnischer Lehren und Bräuche in der Anbetung Gottes wiederholt und eindeutig verurteilt.

was ist mit dem biblischen Maßstab?

Der biblische Maßstab, Weihnachten nicht zu feiern, ist klar in 2.Korinther 6 enthalten. Unser Kritiker wendet allerdings einige andere Texte an, dies aber auf eine Weise, die offensichtlich unpassend ist.

So zitiert er Kolosser 2,20-23 um zu zeigen, dass 'in der Bibel nicht nach heidnischen Ursprüngen aus längst vergangenen Zeiten gefragt' wird. Er übersieht dabei aber, dass dieser Text von etwas ganz anderem spricht. Der Kontext zeigt, dass es um das weiterpflegen biblischer Bräuche aus dem Gesetz Mose ging, die nicht mehr beachtet werden brauchten. Wenn aber schon das einhalten dieser außer Kraft gesetzten biblischen Regeln uns bei Gott nicht empfiehlt, wie kann man damit begründen, dass das einhalten heidnischer Bräuche Gott gefallen könnte? Mir erschließt sich diese Logik nicht.

Weiter sagt unser Kritiker:
Eine weitere wichtige Passage findet sich in 1 Kor 8. Paulus geht dort der Frage nach, ob ein Christ Fleisch essen darf, dass einem heidnischen Götzen geopfert wurde, und danach auf dem Markt verkauft wurde. Paulus stuft dies als unbedenklich ein, und das obwohl dieses Fleisch nachweislich für einen heidnischen Zweck verwendet worden war.
Wenn man etwas genauer schaut, dann sieht man, dass hier ein häufiger Verständnisfehler wiederholt wird. Paulus sagte fast das genaue Gegenteil, wenn man die Passage zu Ende liest:
10 Denn wenn jemand dich, der du Erkenntnis hast, im Götzentempel zu Tisch liegen sieht, wird nicht sein Gewissen, da er schwach ist, bestärkt werden, die Götzenopfer zu essen?11 Und durch deine Erkenntnis kommt der Schwache um, der Bruder, um dessentwillen Christus gestorben ist. 12 Wenn ihr aber so gegen die Brüder sündigt und ihr schwaches Gewissen verletzt, so sündigt ihr gegen Christus.
Paulus sagt hier eindeutig, dass das essen diesen Fleisches eine schwere Sünde sein kann, die zum (geistigen) Untergang eines Christen führen kann. Ich bin der Meinung, dass dieser Text nicht direkt auf Weihnachten anwendbar ist. Wenn wir allerdings akzeptieren, was unser Kritiker sagt, nämlich dass diese Situation vergleichbar ist mit dem Feiern von Weihnachten, dann sollte ein Christ mit den Worten des Paulus (1.Korinther 8,13) zu dem Ergebnis kommen:

"Darum, wenn Weihnachten meinen Bruder zu Fall bringt, will ich nie mehr Weihnachten feiern, damit ich meinen Bruder nicht zu Fall bringe."

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