Freitag, 4. März 2011
Jahr 2000: Märchen und Wahrheit
Es ist an der Zeit, die sinkende Qualität der Tagespresse zu beklagen, hier in Gestalt der Salzburger Nachrichten, die schreiben:
Zeugen Jehovas: 2000 n. Chr.

Im Jahr 2000 sollte für die Zeugen Jehovas entgültig die Welt untergehen. Danach hat man sich, aus verständlichen Gründen, von einer erneuten genauen Datierung des Weltuntergangs distanziert.
Das erste Problem: "endgültig" schreibt man mit "d" in der ersten Silbe, nicht mit "t"; aber solche Probleme treten halt auf, wenn man seine "Nachrichten" aus Internet-Foren kopiert ohne sie selber zu lesen.

Das zweite (und größere Problem): Was sagen Zeugen Jehovas wirklich dazu? Der Spiegel wusste es (ausnahmsweise mal korrekt:o) bereits 1999:
Kein Weltuntergang zur Jahrtausendwende! Die Zeugen Jehovas erteilen, wie es in einer Pressemitteilung der Religionsgemeinschaft heißt, "der Millenniumshysterie eine Absage".
[...]

"Unser Planet wird nicht untergehen. Jehovas Zeugen glauben dem Bibelwort: ‚Die Erde besteht ewig‘", so Werner Rudtke, 58, Vorstandssprecher der Zeugen Jehovas in Deutschland. Weiter heißt es in der Pressemitteilung: "Damit erteilt die Religionsgemeinschaft, die sich an der Bibel als Gottes Wort orientiert, Weltuntergangsprophezeiungen eine Absage. Jehovas Zeugen sehen in dem Übergang zum nächsten Jahrtausend nur einen ganz normalen Jahreswechsel wie jeden anderen auch."
Hier die Pressemitteilung der Religionsgemeinschaft vom 27.10.1999 (ohne Gewähr, da auf der offiziellen Webseite nicht mehr erhältlich und deshalb von einer nicht unbedingt zuverlässigen Internetseite kopiert Jetzt mit Gewähr, da von vertrauenswürdiger Seite bestätigt- s.u. im Kommentar):
Kein Weltuntergang zur Jahrtausendwende!

Jehovas Zeugen erteilen der Millenniumshysterie eine Absage


„Unser Planet wird nicht untergehen. Jehovas Zeugen glauben dem Bibelwort: ‚Die Erde besteht ewig‘“, so Werner Rudtke (58), Vorstandssprecher der Zeugen Jehovas in Deutschland. Damit erteilt die Religionsgemeinschaft, die sich an der Bibel als Gottes Wort orientiert, Weltuntergangsprophezeiungen eine Absage. Jehovas Zeugen sehen in dem Übergang zum nächsten Jahrtausend nur einen ganz normalen Jahreswechsel wie jeden anderen auch.

Rudtke: „Jehovas Zeugen sprechen im Rahmen ihrer Hausbesuche und auf offener Straße über die gute Botschaft der Bibel. Diese gute Botschaft bedeutet, dass Gott an seiner Schöpfung – Erde und Mensch – sehr interessiert ist. Aus diesem Grund erwarten Jehovas Zeugen einen bewussten und gelenkten Eingriff Gottes zum Guten. Dieses von allen Christen herbeigesehnte Ereignis ist etwas ganz anderes, als ein flammendes Inferno, bei dem die Erde und alles Leben auf ihr unkontrolliert vernichtet und für immer untergehen würden.“

Kritiker werfen den Zeugen vor, in der Vergangenheit mehrfach falsche Erwartungen gehegt zu haben. Die Religionsgemeinschaft verweist dagegen auf das Vaterunser („Dein Reich komme“) und erklärt, dass eine Naherwartung zu den derjenigen gehört, die auf Christus hören und ihm nachfolgen.

„Gemäß der biblischen Lehre wird es einmal paradiesische Lebensumstände für alle Menschen geben. Aber wann das sein wird, Tag und Stunde, weiß niemand. Auch nicht Jehovas Zeugen“, so Rudtke.
Dazu passt auch, dass ich niemanden kenne, der in den Jahrzehnten vor dem Jahr 2000 gelesen oder gehört hätte, dass im Jahr 2000 irgend etwas außergewöhnliches geschehen sollte.

Auch hier gilt wieder: warum sollte man Fakten prüfen, wenn es doch so viel schöner ist, die eigenen Vorurteile zu bestätigen? [/ironie]

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