Montag, 7. März 2011
"theokratische Kriegslist" bei Katholiken???
Zeugen Jehovas wird im Internet vorgeworfen, dass sie zum guten der Religion jede Lüge erzählen dürften, insbesondere um den Staat und die Öffentlichkeit zu täuschen. Es wird behauptet, dass dies eine offizielle Lehre unter dem Namen "theokratische Kriegslist" sei.

Abgesehen davon, dass dies Unsinn ist, gibt es eine Parallele, auf die ich in diesem Interview aufmerksam wurde:
Übrigens, ein ähnlicher Misstrauensdiskurs wurde auch gegen die Katholiken nach der deutschen Einheit 1871 geführt. Ihnen warf man vor, dem Vatikan treuer als dem Staat zu sein und auch Lüge wurde ihnen wie Juden und Muslimen unterstellt: Weil es für sie die Beichte gebe, müssten sie es ja mit der Wahrheit nicht so genau nehmen.
[...]

Und den Lügenvorwurf Taqiya erkennen die Historiker aus dem antisemitischen wie dem antikatholischen Diskurs wieder. Das war ja genau der Trick und ist es heute wieder, wie man Widersprüche verhindert. Durch so eine Unterstellung kann man jedes Verhalten des anderen abwerten und es macht irrelevant, wie er sich verhält: Demnach wäre der echte Moslem der schlechte Moslem und wenn er was anderes behauptet, dann belügt er uns eben. Damit ist das Konstrukt kohärent, vermeintlich widerspruchslos.
Der Trick ist einfach: einer zu bekämpfenden Minderheit wird einfach vorgeworfen, dass sie organisiert die Öffentlichkeit belügt und schon steht jede Äußerung der Betroffenen unter dem Vorbehalt, dass es sich um eine Täuschung der Öffentlichkeit handelt. Eine richtiggehend perverse Diskussionsstrategie, gegen die sich die Betroffenen nicht unmittelbar wehren können, weil auch die Verteidigung wieder automatisch als Lüge betrachtet wird.

Glücklicherweise gehören derartige Vorwürfe bei Katholiken und Juden schon in die Rumpelkammer der Geschichte. Aber bei Zeugen Jehovas darf man das natürlich weiterhin. :o(

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